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Geistesblitze - Verhaltensforschung: Hunde verstehen Ton und Inhalt von Kommandos

Hunde im Kernspintomograf

Was Herrchen und Frauchen wollen, erkennen Vierbeiner nicht nur am Tonfall. Anhand der Lautfolge unterscheiden sie tatsächlich auch die Bedeutung von Befehlen wie "Sitz!" und "Aus!". Das berichten Verhaltensforscher um den Experten Ádám Miklósi von der Universität Budapest nach einer ausgefeilten Versuchsreihe mit mehreren Rassen.

Vokabelkundige Hunde sind zwar längst aus dem Fernsehen bekannt: Regelmäßig werden dort Tiere gezeigt, die, je nach kognitiver Leistungsfähigkeit, mehr als 1000 Wörter auseinanderhalten können. Ob sie dabei aber tatsächlich auch den Inhalt der Begriffe zur Kenntnis nehmen, war bislang wissenschaftlich nicht geklärt. Denn im Alltag, so Experten, würde Herrchen seine Kommandos eben unterschiedlich betonen. Neutral gesprochene Wörter gebe es streng genommen also gar nicht.

Falsch, meinen nun Miklósi und Kollegen: Sie spielten den Hunden Tonaufnahmen von verschiedenen Kommandos ihrer Halter vor, gesprochen jeweils in lobender oder neutraler Färbung. Zeitgleich beobachteten sie mittels funktioneller Magnetresonanztomografie, was sich im Gehirn der Tiere tat.

Hörten die Hunde Wörter wie "Platz" und "brav", die für sie eine bestimmte Bedeutung hatten, wurden Teile der linken Hirnhälfte aktiv. Bei anderen Wörtern war das nicht der Fall – ganz unabhängig von der Sprechweise. Umgekehrt aktivierten ein lobender und ein neutraler Tonfall in unterschiedlichem Maß Areale der rechten Hemisphäre, und zwar egal bei welchem Wortinhalt. Das Belohnungszentrum der Tiere sprang aber nur an, wenn ein lobender Tonfall und die richtigen Worte – "guuuter Junge!" – zusammenkamen.

Daraus schließen die Forscher, dass Hunde verstehen,was wir sagen und wie wir es sagen. Sie kombinieren beides, um sich auf das Gehörte einen Reim zu machen. Ähnlich wie der Mensch verarbeiten sie den Wortinhalt in der linken Hemisphäre und die Tonhöhe im rechten auditorischen Kortex. Das Sprachverstehen müsste sich demnach bereits früh im Lauf der Evolution der Säugetiere entwickelt haben.

Wie wichtig die menschliche Sprache für Hunde ist, zeigt ein weiteres Experiment eines Teams um Peter Cook von der Emory University in Atlanta. Die Forscher untersuchten ebenfalls im MRT, wie das Gehirn der Vierbeiner auf Ansprache von Herrchen oder Frauchen reagiert. Dabei entdeckten sie, dass verbales Lob und Zuwendung das Belohnungszentrum der Tiere sogar stärker aktivierten als Leckerlis. (jo/jd)

Science 10.1126/science.aaf3777, 2016, Soc. Cogn. Affect. Neurosci. 10.1093/scan/nsw102, 2016

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