Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Riechen: Immer der Nase nach

Unmerklich lassen wir uns von den Körpergerüchen unserer Mitmenschen beeinflussen. Weil Düfte einen direkten Draht zu unseren Gefühlen haben, wundert es nicht, dass sich Menschen mit feinem Näschen besonders gut in andere hineinversetzen können!
Belebendes Aroma
Wenn Gefühle Flugzeuge wären, spielten Gerüche die Rolle der Lotsen. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee macht uns am Morgen munter, und im Ofen aufgebackene Brötchen wecken Erinnerungen an das sonntägliche Familienfrühstück in den Kindertagen. Umgekehrt genügt der Geruch des in Zahnarztpraxen gebräuchlichen Schmerzmittels Eugenol, um so manchem von uns Angst und Schrecken einzuflößen.
Gefühle gehen durch die Nase. Genauer gesagt: "Unsere Reaktion auf Gerüche hängt mit dem emotionalen Kontext zusammen, in dem wir sie das erste Mal wahrgenommen haben." So formuliert es die Psychologin Rachel Herz von der Brown University in Providence (US-Bundesstaat Rhode Island). Die Erfahrung entscheidet also mit darüber, was wir als Wohlgeruch wahrnehmen und was als Gestank. Babys etwa, deren Mütter während der Schwangerschaft oder Stillzeit oft Knoblauch aßen oder ­Zigaretten rauchten, reagieren auf solche Reize positiver als andere Säuglinge, so Herz. Grundsätzlich beruhten die meisten der von Gerüchen geweckten Gefühle auf Lernerfahrungen ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Die Kraft der Emotionen: Wie Gefühle die Herzgesundheit beeinflussen

Der Nachbar parkt schon wieder vor der Hofeinfahrt? Die Bahn meldet noch mehr Verspätung als sonst? Gründe zum Aufregen gibt es viele. Die Neurokardiologie untersucht, wie sich diese Emotionen auf die Herzgesundheit auswirken. Erfahren Sie, warum eine positive Lebenseinstellung gut für das Herz-Kreislauf-System ist. Weitere Themen dieses Heftes: Das glymphatische System wäscht Zellmüll aus dem Gehirn, damit könnte es als Ansatzpunkt zur Therapie von Alzheimerdemenz werden, auch wenn noch viele Details unklar sind. Neue KI-Modelle werden immer leistungsstärker und verblüffen mit ihren Fähigkeiten. Ist der Weg zur künstlichen Superintelligenz nur noch eine Frage der Zeit? Außerdem berichten wir über einen kleinen Neuronenverbund im Hirnstamm, der unsere Denkprozesse steuert und ähnlich wie ein Getriebe im Auto funktioniert. Lassen sich darüber Lernen, Kreativität, Konzentration und Wachsamkeit verbessern? Im Brennpunkt »Sexualisierte Gewalt« erläutert Carlo Koos im Interview, warum Überlebende von sexualisierter Gewalt im Krieg oft mit Stigmatisierung zu kämpfen haben.

Spektrum Psychologie – Familie – Wenn der Kontakt abbricht

Familie bedeutet Zusammenhalt – so sagt man. Doch was, wenn der Kontakt abbricht? Wie geht man damit um? Diese und weitere Fragen beleuchten wir in unserer Titelgeschichte. Außerdem: unbewusste Abwehrmechanismen, Stressbewältigung durch Achtsamkeit und das doppelte Empathieproblem bei Autismus.

Spektrum Gesundheit – Die Kraft der Atmung: Wie Atmen unser Wohlbefinden beeinflusst

Erfahren Sie in »Spektrum Gesundheit«, wie Hirn und Lunge zusammenarbeiten, warum Nasenatmung wichtig ist und wie Lachen Körper und Psyche stärkt. Außerdem: Neue Wege in der Prävention von Kurzsichtigkeit + Schutz vor Krankheiten durch gute Zahnpflege.

  • Quellen
Literaturtipps

Hatt, H.: Das Maiglöckchen-Phänomen: Alles über das Riechen und wie es unser Leben bestimmt. Piper, München 2009.
Kurzweiliges aus der Riechforschung

Herz, R.: Weil ich dich riechen kann. Der fünfte Sinn und sein Geheimnis. Herbig, München 2009.
Entdeckungsreise in die rätselhafte Welt der Düfte


Quellen

Chen, D. et al.:Chemosignals of Fear Enhance Cognitive Performance in Humans. In: Chemical Senses 31(5), S. 415-423, 2006.

Herz, R. S.:Odor-Associative Learning and Emotion: Effects on Perception and Behavior. In: Chemical Senses 30(Supplement 1), S. i250-i251, 2005.

Herz, R. S. et al.:Changing odor Hedonic Perception through Emotional Association in Humans. In: International Journal of Comparative Psychology 17(4), S. 315-335, 2004.

Keller, A. et al.:Genetic Variation in a Human Odorant Receptor Alters Odour Perception. In: Nature 449, S. 468-472, 2007.

Li, W. et al.:Aversive Learning Enhances Perceptual and Cortical Discrimination of Indiscriminable Odor Cues. In: Science 319(5871), S.1842-1845, 2008.

Pause, B. M. et al.:Startle Response Potentiation to Chemosensory Anxiety Signals in Socially Anxious Individuals. In: International Journal of Psychophysiology 74(2), S. 88-92, 2009.

Prehn-Kristensen, A. et al.:Induction of Empathy by the Smell of Anxiety. In: Public Library of Science One 4(6), e5987, 2009.

Robin, O. et al.:Basic Emotions Evoked by Eugenol Odor Differ According to the Dental Experience. A Neurovegetative Analysis. In: Chemical Senses 24(3), S. 327-335, 1999.

Yeshurun, Y. et al.:The Privileged Brain Representation of First Olfactory Associations. In: Current Biology 19(21), S. 1869-1874, 2009.

Zhou, W., Chen, D.:Sociochemosensory and Emotional Functions: Behavioral Evidence for Shared Mechanisms. In: Psychological Science 20(9), S.1118-1124, 2009.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.