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Editorial: Immer reine Vernunft?

Daniel Lingenhöhl

Ich würde behaupten, dass ich ein vernünftiger Mensch bin – zumindest meistens: Wenn ich zur Arbeit radle, trage ich einen Helm. Trinke ich auf einer Feier Alkohol, fahre ich danach nicht Auto. Ich rauche nicht, esse wenig Fleisch, treibe Sport (aber nicht zu exzessiv) und achte meist auf eine gute Work-Life-Balance, wie man heute so schön sagt. Und nicht nur in Zeiten von Covid-19 bleibe ich zu Hause, wenn ich mich krank fühle.

Dass ich mein ganzes Leben schon vernünftig war, kann ich dagegen nicht behaupten. Trotz Bronchitis in die verqualmte Diskothek, überbordendes Feiern während der Studentenzeit oder riskante Kletterpartien ohne Sicherung auf Gletschermoränen und Felsen auf Forschungsexkursionen – dies alles zeigt, dass Vernunft vor allem eine Frage der Lebenserfahrung ist. Allerdings schützt Alter nicht immer vor Unvernunft: Man muss nur die Impfquoten gegen Grippe betrachten, die selbst bei Risikogruppen weit von wünschenswerten Zahlen entfernt sind.

In unserem Titelthema ab S. 12 stellt mein Kollege Steve Ayan fünf Grundregeln vor, mit denen wir unser rationales Denken fördern und damit der Vernunft zum Durchbruch verhelfen können. Eine davon betrifft die Medien: Sie, liebe Leserinnen und Leser, schenken uns Vertrauen, denn Sie lesen dieses Heft, was wir durch unsere sachliche Berichterstattung hoffentlich hundertprozentig rechtfertigen. Dieses Kriterium mag Ihnen bei der Entscheidung helfen, auf welche anderen Medien Sie sich verlassen können: »Alarmismus, Schuldzuweisungen und Selbstlob sind Merkmale derer, die es mit der Objektivität nicht so genau nehmen«, schreibt Ayan. Ein Blick in die Echokammern der sozialen Medien bestätigt die Einschätzung, gerade in so aufgeregten Zeiten wie diesen.

Der wichtigste Tipp ist daher, Ruhe zu bewahren: Panik war schon immer ein schlechter Ratgeber – sei es im Umgang mit neuartigen Viren, dem Klimawandel oder »nur« mit schlechten Schulnoten des eigenen Kindes. Rational wäre es dagegen sich regelmäßig die Hände zu waschen, weniger Auto zu fahren, den Fleischkonsum zu reduzieren und mit dem Nachwuchs sachlich zu reden, wo es konkrete Probleme in der Schule gibt, und diese dann gezielt anzugehen.

In diesem Sinne: Bleiben Sie vernünftig und lassen Sie sich nicht von der allgemeinen Aufgeregtheit anstecken!

Herzlich Ihr

Daniel Lingenhöhl

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