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Blick in die Forschung: Im Bild: In kosmischen Schleiern

Schleiernebel, Sternbild Schwan

Rund 2100 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Schwan befindet sich der Schleiernebel (englisch: Veil Nebula), auch Zirrusnebel genannt. Er ist der Überrest einer Supernova, der schätzungsweise vor etwa 10000 Jahren durch den Kollaps eines massereichen Sterns mit anschließender Explosion entstand. Wahrscheinlich wies der Vorgängerstern rund die 20-fache Masse unserer Sonne auf. Er verbrauchte daher in wenigen Millionen Jahren seinen Vorrat an Wasserstoff und blähte sich danach zum Roten Riesen auf. Als im Sternkern die thermonuklearen Fusionsreaktionen erloschen, kollabierte dieser in kürzester Zeit. Im Gravitationskollaps wurde die Sternmaterie im Kern neutronisiert. Dabei bildeten sich unzählige Neutrinos, die den ganzen Stern in einer Explosion zerrissen.

Der Schleiernebel erstreckt sich am Himmel über etwa drei Grad, also rund die sechsfache Breite des Vollmonds. In der Entfernung des Schleiernebels dehnt sich der Supernova-Überrest über ungefähr 130 Lichtjahre aus. Schon ein einzelnes dünnes Filament auf diesem Bild ist etwa sechs Milliarden Kilometer breit, das entsprichtder 1,3-fachen Entfernung des äußersten Planeten Neptun zur Sonne. Der Schleiernebel ist beliebt in der Amateurastrofotografie, aber schwer zu beobachten.

Dieses Bild nahm das Weltraumteleskop Hubble in fünf unterschiedlichen, eng begrenzten Wellenlängenbereichen im sichtbaren Licht und im Nahinfrarot auf. Dafür wurde die Weitfeldkamera-3 (WFC-3) eingesetzt, wobei in diesem Bild die Strahlung von ionisiertem Sauerstoff in Blau und das Licht von ionisiertem Wasserstoff und Stickstoff in rötlichen Farben wiedergegeben werden. Die Auswurfmassen sind auch nach 10000 Jahren so heiß, dass sie Strahlung im Ultravioletten, im sichtbaren Licht und im Infraroten abgeben. Der Schleiernebel wird noch einige 1000 Jahre leuchten, bis er sich so weit ausgedehnt hat, dass er unseren Blicken entschwindet.

Entdeckt wurde der Nebel vom deutsch-britischen Astronomen Wilhelm Herschel, der im Jahr 1784 den Westrand des Gebildes ausmachen konnte. Erst in den folgenden Jahrhunderten wurde erkannt, wie groß der Supernova-Überrest tatsächlich ist. Dies schlägt sich darin nieder, dass verschiedene Teile des Nebels zu unterschiedlichen Zeiten entdeckt wurden, so dass es sechs Einträge im NGC-Katalog gibt.

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