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Neuro-Strafrecht: Justitias neue Kleider

Blüht unserem Rechtssystem eine Neuro-Revolution? Werden bald "gefährliche Gehirne" aus dem Verkehr gezogen – statt Personen zur Verantwortung? Helfen Hirnscans, Verdächtige einer Straftat zu überführen oder ihre Schuldfähigkeit zu klären? Szenarien wie diese gibt es viele. Doch einer näheren Prüfung halten sie – noch – nicht stand.
Alles, was Recht ist
Die Fortschritte der Neuroforschung stellen Strafrechtler wie forensische Psychologen und Psychiater vor neue Herausforderungen – so ist allenthalben zu lesen. Immer besser durchschaue die Wissenschaft nämlich jene Hirnprozesse, die hinter gewalttätigem oder delinquentem Verhalten stecken. Umso nötiger scheine es, traditionelle Begriffe wie Schuld und Verantwortung, auf denen unser gesamtes Rechtssystem beruht, zu überdenken ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

Spektrum der Wissenschaft – Stumme Zeugen: Wie moderne Forensik Täter überführt

Der genetische Fingerabdruck ist längst eine Standardmethode in der Ermittlungsarbeit. Doch die Kriminaltechnik nutzt dafür nicht nur Spuren von Verdächtigen. So genügten Forensikern des BKA in Wiesbaden vertrocknete Laubblätter, um den Täter eines ungelösten Falls aus den 1990er Jahren aufzuklären. In unserer Titelgeschichte geben sie einen spannenden Einblick in ihre Arbeit. Weitere Themen dieses Heftes: Scheitert in der Quantengravitation die Suche nach einer Weltformel an der gödelschen Unvollständigkeit? Um den Ressourcen- und Energieverbrauch für künstliche Intelligenz zu senken, entwickeln Forscherinnen und Forscher optische neuromorphe Computer, die Licht als Speicher- und Informationsträger nutzen. Außerdem berichten wir über einen Geoengineering-Ansatz, bei dem zerkleinertes Basaltgestein auf Ackerflächen klimaschädliches Kohlendioxid aus der Luft binden und gleichzeitig die Fruchtbarkeit der Böden steigern soll, und über die wachsende Bedrohung der Raumfahrt durch Weltraumschrott.

  • Infos
Literaturtipps

Huebner, T. et al.: Morphpmetric Brain Abnormalities in Boys With Conduct Disorder. In: JAACAP 47(5), S. 540-547, 2008.

Miller, G.:The Roots of Morality. In: Science 320, S. 734-737, 2008.

Raine, A., Yang, Y.:Neural Foundations to Moral Reasoning and Antisocial Behavior. In: Social Cognitive and Affective Neuroscience 1(3), S. 203-213, 2006.

Schleim, S.: Gedankenlesen. Pionierarbeit der Hirnforschung. Heise, Hannover 2008.

Senn, M. und Puskás, D. (Hg.):Gehirnforschung und rechtliche Verantwortung. Stuttgart, Steiner 2007.

Soon, C. et al.:Unconscious Determinants of Free Decisions in the Human Brain. In: Nature Neuroscience 11, S. 543-545, 2008.

Urbaniok, F. et al.: Neurobiologischer Determinismus: Fragwürdige Schlussfolgerungen über menschliche Entscheidungsmöglichkei­ten und forensische Schuldfähigkeit. In: Fortschritte der Neurologie, Psychiatrie 74, S. 431-441, 2006.

Vaas, R.: Schöne neue Neuro-Welt. Die Zukunft des Gehirns: Eingriffe, Erklärungen und Ethik. Stuttgart, Hirzel 2008.

Yang, Y., Raine, A.: Functional Neuroanatomy of Psychopathy. In: Psychiatry 7(3), S. 133-136, 2008.

Yang, Y. et al.:Prefrontal White Matter in Pathological Liars. In: British Journal of Psychiatry 187, S. 320-325, 2005.

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