Klassische Fundstellen der Paläontologie Band 4
Goldschneck, Korb 2001. 288 Seiten, € 45,50
Mehr als andere geowissenschaftliche Disziplinen lebt die Paläontologie von Zufallsfunden – durch die aufmerksame Beobachtung frischer Schichtflächen beim Steinabbau, gelegentlich durch gezielte Forschungsgrabungen – und durch passionierte Sammler, die an alten oder neuen Schürfen geduldige Nachlese halten. Entsprechend punktuell sind die Blicke, die sich dadurch in die erdgeschichtliche Vergangenheit eröffnen. Dennoch haben etliche so entdeckte Fossillagerstätten unsere Vorstellungen nachhaltig geprägt, weil sie spektakuläre Einzelstücke freigaben oder ganze Szenarien zu rekonstruieren erlaubten.
Dem besonderen Faszinosum dieser klassischen Fundkomplexe hat der Verleger und Herausgeber Werner K. Weidert eine ganze Buchreihe gewidmet. Im vorliegenden vierten Band stellen Autoren mit ausgewiesener Lokalkompetenz 22 bedeutende, überwiegend mitteleuropäische Fundgebiete vor, und zwar wesentlich ausführlicher als in den meisten Regionalmonografien. Die Altersskala reicht vom kambrisch-ordovizischen Tafelberg Kinnekulle in Südschweden bis zum Neandertal bei Düsseldorf, in dem der erste pleistozäne Menschenfund geborgen wurde.
Weitere bemerkenswerte Fundstätten sind unter anderem die Silur/Devon-Grenze von Karlstejn (Tschechien), die unter-permische Ursaurierfundstätte Bromacker (Thüringer Wald), die Liasschichten von Kloster Banz (Fränkischer Jura), der in eher anderem Sachzusammenhang weltbekannte Meteoritenkrater Nördlinger Ries oder die tertiärzeitlichen Blätterkohlen von Rott (Siebengebirge) mit ihrer weltweit einzigartigen Erhaltung selbst der differenzierten Feinmorphologie geflügelter Insekten.
Jede Fundstättenbeschreibung umfasst die genaue Stratigrafie, die Erschließungs- und Forschungsgeschichte, ferner Zuwegung, den heutigen Zustand, Sammelmöglichkeiten sowie Museen oder Privatsammlungen, in denen man die schönsten oder bedeutendsten Fundstücke im Original bewundern kann. Der mit Karten, Grafiken, Tabellen und zahlreichen Farbfotos prächtig ausgestattete Band ist – wie seine Vorgänger – wiederum eine lesenswerte und faktenreiche Handreichung für alle, die vor Ort etwas abseits üblicher touristischer Pfade ein buchstäblich vertiefendes Landschaftserlebnis genießen möchten.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 2003, Seite 106
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben