Direkt zum Inhalt

Geistesblitze - Sprache: Kopf-Lexikon

Verschiedene Wörter aktivieren auch verschiedene Areale im Gehirn. Das zeigt eindrucksvoll ein detaillierter semantischer Atlas, den Jack Gallant und seine Kollegen von der University of California in Berkeley entwickelten. Die Forscher zeichneten die Hirnaktivität von sieben Probanden auf, die zwei Stunden lang im Kernspintomografen Geschichten aus einer Radiosendung lauschten. Im Anschluss analysierten die Wissenschaftler, welche Areale sich vermehrt regten, wenn die Teilnehmer bestimmte Begriffe hörten, und trugen diese Verteilung schematisch für jeden einzelnen Probanden auf ein Modell der Großhirnrinde auf. Um die Karten übersichtlicher zu gestalten, teilten sie die Wörter zudem in verschiedene Kategorien ein und versahen jede Gruppe mit einem eigenen Farbkode, beispielsweise Rot für soziale Begriffe wie "Ehefrau" oder "Familie".

Der "Wortatlas" offenbart, dass insgesamt mehr als 100 unterschiedliche Regionen im Gehirn eine Rolle bei der Sprachverarbeitung spielen – in der linken wie in der rechten Hemisphäre. Zudem konnten die Forscher bei ihren Probanden gewisse Gemeinsamkeiten ausmachen: Zwar variierte die exakte Position mancher Wortfelder zwischen den Teilnehmern, insgesamt blieb ihre Orientierung aber immer ähnlich.

So gab es etwa im lateralen parietalen Kortex aller sieben Probanden ein Areal, das sich verstärkt regte, wenn sie unterschiedliche Bezeichnungen für Menschen hörten. Auf manche Wörter regieren zudem gleich mehrere Kortexareale – abhängig vom Kontext, in dem sie benutzt werden.

Wie genau die Bedeutung verschiedener Begriffe im Gehirn repräsentiert wird, könnte aber auch mit der Muttersprache und mit kulturellen Faktoren zusammenhängen, schränken die Forscher ein. Gallants Versuchsteilnehmer sprachen alle englisch und wuchsen in westlichen Industrienationen auf. Ob sich die Ergebnisse auch auf Menschen aus anderen Kulturen übertragen lassen – oder was passiert, wenn jemand Wörter in einer Fremdsprache hört –, wollen die Wissenschaftler daher im nächsten Schritt herausfinden. (dz)

Nature 532, S. 453–458, 2016

Kennen Sie schon …

Spektrum Psychologie – Stille

Kein Wort, zu niemandem: Was passiert, wenn wir tagelang schweigen? »Spektrum Psychologie« erzählt die Geschichte einer Reise in die Stille. Außerdem: Wann Familiengeheimnisse geheim bleiben sollten. Welche Fremdsprachen leicht zu lernen sind. Und ob wir mehr als eine Identität haben.

Spektrum - Die Woche – Kerzenchemie

Heiligabend gemütlich bei Kerzenschein zusammensitzen? Ja, aber besser nicht zu viele Kerzen – und danach einmal kräftig durchlüften, wie unsere Weihnachtstitelgeschichte erläutert. Außerdem: In der Nordsee schwimmen wieder Seepferdchen. Und Astronaut Matthias Maurer erzählt über Raumanzüge.

Spektrum Psychologie – Sprachen lernen

Ein Lehrbuch und ein Vokabelheft: So war Fremdsprachenunterricht gestern. Heute gibt es Apps und Immersion-Camps. Was funktioniert am besten? Was hilft beim Vokabellernen? Und wie viel Grammatik braucht man wirklich?

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!