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Kurzmeldungen



Mäuseklone vom Fließband

Während Genomanalysen die letzten Zweifel ausräumten, ob "Dolly" ein echter Klon ist, gelang die identische Vermehrung erwachsener Säugetiere nun auch bei Nagern. Ryuzo Yanagimachi und seine Mitarbeiter an der Universität von Hawaii schufen mehr als 50 Mäuseklone, von denen einige von ihrerseits geklonten Tieren ab-stammen. Dazu injizierten sie Kerne der Spender- in entkernte Eizellen und regten diese nach einer bis sechs Stunden, in denen sich das Genom re-organisieren konnte, mit Chemikalien zur Teilung an. Die Erfolgsquote lag mit über 2 Prozent deutlich höher als bei "Dolly". Da das Verfahren nur mit Cumulus-Zellen gelang, die Eizellen im Uterus umgeben, ließen sich aber le-diglich Weibchen klonen. ("Nature", 23. 7., Seite 369)

Elektronischer Spürhund für Verschüttete

Das "Bio-Radar" der Berliner Firma Selectronic vermag Verschüttete an-hand der Atmung und des Herzschlags bis in 30 Meter Tiefe zu orten. Es ar-beitet mit Gigahertz-Radiowellen, die den Erdboden durchdringen und an Oberflächen reflektiert werden. Wenn ein Objekt sich bewegt, tritt bei der Reflexion eine Phasenverschiebung auf, die sich mit einem Demodulator erkennen läßt. Auch die Entfernung zum Verschütteten kann exakt bestimmt werden.

Erbgut aus fossilem Kot

Von welchen Pflanzen sich das vor 10000 Jahren ausgestorbene amerikanische Riesenfaultier ernährte, er-gab die DNA-Analyse einer in der Nä-he von Las Vegas gefundenen versteinerten Kotprobe. Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und Hendrik Poinar von der Universität München konnten aus dem 20000 Jahre alten Verdauungsrest längere Erbsubstanzstücke gewinnen und identifizieren. Dazu lösten sie mit N-Phenacylthiozoliumbromid chemische Querverbindungen, die sich zwischen den Erbmolekülen gebildet hatten. An ihnen waren solche Analysen bisher gescheitert. ("Science", 17.7., Seite 402)

Elektrische Leitfähigkeit einzelner Atome

Elke Scheer vom Physikalischen Insti-tut der Universität Karlsruhe und Kol-legen verfertigten elektrische Kontakte aus nur einem Atom zwischen zwei Metallen und maßen den Stromfluß. Die ermittelte Leitfähigkeit hing von der Anzahl der Valenzelektronen des jeweiligen Atoms ab. So war sie beim Blei, das über vier Valenzelektronen verfügt, deutlich höher als beim Gold, das nur ein solches Elektron besitzt. In Drahtform leitet Gold elektrischen Strom dagegen viel besser als Blei. ("Nature", 9.7., Seite 154)

Schnell schmelzender Westantarktis-Gletscher

Läßt der Treibhauseffekt die Eisdecke der Westantarktis schmelzen? Ein be-denkliches Indiz fand Eric J. Rigot vom Jet-Propulsion-Laboratorium in Pasade-na (Kalifornien) anhand von Radaraufnahmen der Satelliten ERS-1 und -2. Danach ist der durchschnittlich über 30 Kilometer breite Pine-Island-Gletscher zwischen 1992 und 1996 um drei bis vier Meter dünner geworden, während die Linie, an der das Schelfeis in frei schwimmendes Meereis übergeht um mehr als einen Kilometer Richtung Inland zurückgewichen ist. ("Science", 24. 7., Seite 549)

Mittel gegen körperlichen Abbau

Wie Wulf Dröge vom Deutschen Krebsforschungszentrum und Kollegen mit mehreren Studien herausfanden, besteht ein Zusammenhang zwischen Auszehrung und Gewichtsverlust bei schwer Krebskranken und dem Aus-maß, in dem die Aminosäure Cystein im Blutplasma oxidiert ist. Gaben von N-Acetyl-Cystein können den Abbau der Muskelmasse nicht nur stoppen, sondern sogar umkehren. Auch bei gesunden älteren Menschen wirkt sich die Substanz günstig auf die Muskelmasse aus. ("Blood", 1. 7., Seite 59)

Wetter zeigt langfristige Beharrungstendenz

Nach gängigen Vorstellungen wird das Wetter vom Chaos regiert und läßt sich deshalb nicht langfristig vorhersagen. Dem widerspricht nun ein Team um Armin Bunde von der Universität Gießen. Es wertete die Temperaturdaten von 14 Wetterstationen weltweit aus, die bis zu 218 Jahre zurückreichten. Dabei zeigte sich eine erstaunliche Beharrungstendenz: Wenn man den jahreszeitlichen Einfluß und lokale Klimabesonderheiten berücksichtigt, besteht selbst nach über einem Jahr-zehnt eine erhöhte Wahrscheinlichkeit dafür, daß dasselbe Wetter herrscht wie einst. ("Physical Review Letters", 20. 7., Seite 725)

Sinkende Singvögelzahlen in Mitteleuropa

Noch ist das Mahnbild vom stummen Frühling nicht Realität geworden.Doch hat die Zahl der Singvögel im letzten Vierteljahrhundert stetig um durchschnittlich 1 Prozent pro Jahr abgenommen. Dies ergab eine Zäh-lung von 35 Arten, die seit 1972 in einer Fangstation auf der Halbinsel Mettnau, einem Naturschutzgebiet am Bodensee, durchgeführt und nun von Peter Berthold und seinen Mitarbeitern bei der Vogelwarte Radolfzell ausgewertet wurde. Mit insgesamt 19 Pro-zent ist der Rückgang bei den Langstreckenziehern besonders stark. ("Die Naturwissenschaften", Juli 1998, Seite 350


Aus: Spektrum der Wissenschaft 9 / 1998, Seite 22
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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