Klima: Letzter Blick in schmelzendes Klimaarchiv
Wer in Afrika auf Gletschereis wandern möchte, sollte sich sputen. Denn in knapp zwei Jahrzehnten dürfte es keines mehr geben. Dann wird die Eiskappe des 5895 Meter hohen Kilimandscharo in Tansania völlig abgetaut sein – seit 1912 ist sie bereits um achtzig Prozent geschrumpft.
Mit ihr schwindet zugleich ein einzigartiges Archiv des afrikanischen Klimas. Lonnie G. Thompson und seine Mitarbeiter von der Ohio State University haben es daher schnell noch untersucht. In Bohrkernen aus dem Kilimandscharoeis erkannten sie drei große Dürreperioden: Die erste dauerte vor 8300 Jahren rund fünf Jahrhunderte an; sie verrät sich durch große Mengen von Fluorid- und Natrium-Ionen im Eis.
Den zweiten Klimawandel vor rund 5200 Jahren markiert ein plötzlich absinkender Gehalt des Sauerstoff-18-Isotops, das als Maß für die Niederschlagsmenge gilt. Just in dieser kühlen und trockenen Ära gründeten die bis dahin als Jäger und Sammler lebenden Menschen der Region erstmals Siedlungen.
Eine Staubschicht im Eis zeigte schließlich, dass die dritte Dürreperiode, welche die damals bewohnbare Sahara bis heute in Wüstengebiet verwandelte, vor etwa 4000 Jahren begann. (Science, 18. 10. 2002, S. 589)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 2002, Seite 44
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