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Magische Zeiten

Rabea Rentschler, Redakteurin
In einer Epoche, in der für alles eine rationale Erklärung gesucht wird, gibt kaum jemand zu, dass er sich über ein vierblättriges Kleeblatt freut oder ungern im 13. Stock arbeitet. Vielleicht üben Harry Potter und andere Zauberwesen aus der Feder moderner Buch- und Filmautoren gerade deshalb eine große Faszination aus, weil sie uns eine Welt eröffnen, die dem Intellekt verschlossen bleibt.

Wo heute die Wissenschaft festlegt, was wahre Erkenntnis ist, zog im späten Mittelalter die Kirche die Grenze zwischen Wahrheit und Aberglauben – und hatte dabei einige Schwierigkeiten. Denn magisches Denken und christlicher Glaube waren für die Menschen damals kein Widerspruch, erklärt der Historiker Johannes Dillinger von der Universität Mainz (S. 20). Ein frommer Bauer etwa betete nicht nur für eine ertragreiche Ernte, er unterstrich seinen Wunsch auch mit zahlreichen magischen Ritualen – worauf der Dorfgeistliche den Acker mit Weihwasser besprenkelte und einige Zauberformeln sprach.

Ob etwas zur weißen (guten) oder schwarzen (bösen) Magie zählte, entschied sich ganz einfach daran, ob der Name Christi angerufen wurde oder ein Kreuzzeichen das Ritual begleitete. Deshalb gibt ein Fund aus dem 10. Jahrhundert Historikern bis heute Rätsel auf: Auf den Seiten eines Kirchenbuchs stehen ein paar auf den ersten Blick unscheinbar anmutende Verse, in denen der Germa­nen­gott Wotan und sein Sohn Balder die Hauptrolle spielen. Es handelt sich um einen Zauberspruch zur Heilung eines lahmenden Pferds. Unser Autor Jan Doenges fragte Experten, weshalb die heidnischen Formeln nicht zensiert, sondern von einem unbekannten Mönch zwischen christlichen Texten versteckt wurden …

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