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Geschichte der Hypnose: Mesmerismus - ein altes Hausrezept der Menschheit



Indische Yogis, persische Magier, babylonische und ägyptische Priester, griechische und römische Ärzte – durch die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte nutzten Heiler immer wieder suggestive Zustände im Kampf gegen Krankheiten. Gebete und das Auflegen der Hände waren ein wichtiger Teil der Therapie im Mittelalter.

Im 17. und 18. Jahrhundert war die Hypnose als "Magnetismus" sehr populär, vor allem dank des in Wien promovierten deutschen Arztes Friedrich Anton Mesmer (1734-1815). Nachdem er eine Patientin durch Auflegen dreier Magnete von schweren hysterischen Anfällen "geheilt" hatte, postulierte Mesmer ein ätherisches Fluidum, den "Magnetismus animalis", welcher ungehindert durch jeden gesunden Körper fließe, bei Krankheiten jedoch ins Stocken gerate. Aus Österreich aufgrund seiner obskuren Praktiken ausgewiesen, veranstaltete er in Paris populäre Séancen, bei denen viele seiner Patientinnen in Hypnose sanken, sodass heute noch to mesmerize im Englischen für "hypnotisieren" steht.

Der Esoterik seiner Methode zum Trotz hatte Mesmer beachtenswerte Heilerfolge, weshalb der englische Chirurg James Braid (1795-1860) das Verfahren genauer untersuchte. Er erkannte die grundlegenden Mechanismen der Entspannung und Suggestion. Braid prägte den Begriff "Hypnose", abgeleitet vom griechischen Wort hypnos für "Schlaf" (Hypnos war bei den Griechen der Antike Gott des chlafes und Bruder der Nacht). Erst später erkannte er, dass die Hypnose ein Wachzustand ist, der Begriff hatte sich aber schon durchgesetzt. Das Verfahren erfreute sich in der Therapie psychisch Kranker großer Beliebtheit. Sigmund Freud (1856-1939) nutzte es, um seine Patientin Anna O. zu den Wurzeln ihrer Symptome zu führen.

Auf dieser Behandlung aufbauend entwickelte Freud Theorie und Praxis der Psychoanalyse, die später die Hypnose verdrängte – Freud glaubte, die Beziehung zwischen Hypnotiseur und Patient behindere seine Therapie. Anfang des 20. Jahrhunderts diente sie des-halb vor allem als Spektakel in den Varietees. Doch die beiden Weltkriege haben das Verfahren wieder hoffähig gemacht, denn es half oft bei der Behandlung psychologischer Kriegsfolgen. In der Bundesrepublik ist die Hypnose Teil der Psychotherapie-Ausbildung. Eine Form der Selbsthypnose wird sogar in Volkshochschulen angeboten – das von Johannes Heinrich Schulz (1884 -1970) entwickelte "Autogene Training".

Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 2001, Seite 72
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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