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Metakognition: Der mentale Kontrolleur

Metakognition - die Fähigkeit, über das eigene Denken nachzudenken - ist eine Gabe, die uns zu besonderen Leistungen befähigt. Forscher erkennen heute immer besser, wie das Gehirn diese Form der Einsicht ermöglicht und wie wertvoll sie ist.
Ich-Beschau

Judith Keppel war nur noch eine Frage davon entfernt, eine Million Pfund mit nach Hause zu nehmen. In der letzten Runde ­einer britischen Quizshow war sie auf dem bes­ten Weg, die erste Millionen-Gewinnerin zu werden. "Welcher König war mit Eleanor von Aquitanien verheiratet?" Ihre Antwort: "Henry II." Dann folgte die alles entscheidende Nachfrage, die viele Kandidaten am meisten quält: "Ist das Ihre endgültige Antwort?" Ohne mit der Wimper zu zucken, bejahte Keppel – und gewann.

Was Judith Keppel an jenem Novembertag im Jahr 2000 so viel Gewissheit verlieh, war ihre Metakognition. Dieser Begriff wurde in den 1970er Jahren von dem Psychologen John Flavell geprägt. Er beschreibt unsere Fähigkeit, die ei­genen Denkprozesse zu bewerten. Ist das eben getippte Passwort korrekt? Ist eine bestimmte Kindheitserinnerung zutreffend? Wird es mir leichtfallen, eine neue Sprache zu lernen? Metakognition ist eine innere Bewertungsinstanz; sie befindet darüber, ob unsere Erinnerungen, Urteile oder Überzeugungen zuverlässig sind. Keppels Metakognition stimmt ihrer Antwort ­sozusagen voll zu.

Dass wir unsere eigenen Gedanken reflektieren können, gilt vielen Forschern als Markenzeichen des menschlichen Geistes. Metakognition hilft aber auch, besser mit Herausforderungen im Leben klarzukommen; sie lässt uns etwa Begrenzungen erkennen und für deren Ausgleich sorgen. Glaubt zum Beispiel eine Schülerin, schlecht auf eine Chemie-Arbeit vorbereitet zu sein, kann sie in einer Extraschicht ihr Wissen über Atomorbitale auffrischen. Jeder Alarm, den wir am Wecker einstellen, um einen Termin nicht zu vergessen, jede To-do-Liste ist ein Zeichen ­dafür, dass unsere Metakognition eingeschaltet ist, um mögliche Defizite auszugleichen. Ebenso dient uns die Metakognition dazu, unsere Stärken einzuschätzen. Menschen mit guter Meta­kognition können sich der nächsten Schwierigkeitsstufe stellen, sobald sie bereit sind; sie verlieren also weniger Zeit beim Vervollkommnen ihrer Fähigkeiten ...

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  • Quellen und Literaturtipps

Dunlosky, J. und Metcalfe, J.: Metacognition. Sage, Thousand Oaks 2009

De Martino, B., Fleming, S. M. et al.:Confidence in value-based choice. Nature Neuroscience 16, S. 105-110, 2013

Filevich, E. et al.:Metacognitive Mechanisms Underlying Lucid Dreaming. In: Journal of Neuroscience 35, S. 1082-1088, 2015

Fleming, S. M. et al.:Relating Introspective Accuracy to Individual Differences in Brain Structure. Science 329, 1541-1543, 2010

Fleming, S. M. und Dolan, R.:The neural basis of metacognitive ability. Philosophical Transactions of the Royal Society B 367, S. 1338-1349, 2012 

Harty, S. et al.:Transcranial Direct Current Stimulation over Right Dorsolateral Prefrontal Cortex Enhances Error Awareness in Older Age. In: Journal of Neuroscience 34, S. 3646-3652, 2014

Hester, R. et al.:Neurochemical enhancement of conscious error awareness. Journal of Neuroscience 32 (8), S. 2619-2627, 2012

Janowsky, J. et al.:Memory and metamemory: Comparisons between patients with frontal lobe lesions and amnesic patients. Psychobiology 17, S. 3-11, 1989

Nelson, T. O. und Dunlosky, J.:When People’s Judgements of Learning (JOLs) are Extremely Accurate at Predicting Subsequent Recall: The "Delayed-JOL Effect". In: Psychological Science 2, S. 267-270, 1991

Smith, J. D.:Inaugurating the Study of Animal Metacognition. In: International Journal of Comparative Psychology, S. 401-413, 2010

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