Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Depression: Negativ verknüpft

Wenn unser Gehirn arbeitet, tauschen sich die beteiligten Schaltstellen rege aus. Dass diese Kommunikation bei Menschen mit Depression andere Wege geht als bei Gesunden, belegten jetzt Forscher um Wei Cheng von der Fudan-Universität in Schanghai per funktioneller Magnetresonanztomografie. Beim Vergleich von 421 depressiven mit 488 gesunden Probanden entdeckten sie eine Reihe von Unterschieden, die Rückschlüsse auf die Rolle des Belohnungssystems im medialen orbitofrontalen Kortex von Betroffenen erlauben.

Zum einen war dieses bei depressiven Teilnehmern im Schnitt deutlich schwächer mit dem Gedächtnis­areal (Gyrus parahippocampalis) verknüpft. Das erklärt den Autoren zufolge, warum es den Patien­­ten schwererfällt, sich an schöne Dinge zu erinnern, und warum sie sich unmotiviert und antriebslos fühlen. Keine Auffälligkeiten beobachteten sie hin­gegen in der Verbindung des Gedächtnisareals mit Regionen im lateralen orbitofrontalen Kortex, die bei Bestrafung und beim Entzug einer Belohnung aktiv sind.

Bei den Betroffenen waren diese Strukturen jedoch stark verknüpft mit Regionen der Sprachverarbeitung (Gyrus angularis) sowie der visuellen Wahrnehmung. Darin könne sich widerspiegeln, so Cheng und Kollegen, dass Depressive die Welt tendenziell trüber wahrnehmen und dass ihnen negative Worte leichter über die Lippen gehen.

Die Forscher entdeckten außerdem, dass sich Depressionen auch in einem verstärkten Austausch des lateralen orbitofrontalen Kortex mit jener Hirnregion niederschlagen, die unsere Selbstwahrnehmung und das Ich-Gefühl repräsentiert, dem so genannten Praecuneus im medialen Hirnmantel. Dies bilde offenbar die neurobiologische Basis dafür, dass bei Depressionen auch das Selbstwertgefühl leidet.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen
Brain 10.1093/brain/aww255, 2016
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.