Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Bewusstsein: »Wir müssen bei der Diagnose ­vorsichtig sein«

Der belgische Neurologe Steven Laureys sucht bei Komapatienten nach Spuren von Bewusstsein.
Steven Laureys (Jahrgang 1968) studierte Medizin an der Freien Universität Brüssel und erhielt 1997 den Master of Science in pharma­zeutischer Medizin.

Mit einem freundlichen Lächeln heißt er mich in seinem Büro willkommen, das eine wunderschöne Aussicht auf die Lütticher Hügellandschaft bietet. Sein Telefon steht nicht still. Dennoch nimmt sich Steven Laureys ausgiebig Zeit, um mit mir über das Bewusstsein zu reden.

Ärzte aus ganz Europa schicken ihre anscheinend bewusstlosen Patienten zu ihm nach Lüttich, um sie dort eine Woche lang ausgiebig untersuchen zu lassen. Nicht nur für die Mediziner, auch für die betroffenen Familien ist es äußerst wichtig zu wissen, ob ihre Angehörigen bei Bewusstsein sind – selbst wenn dieses noch so minimal sein sollte. Zugleich erweitern die Patienten die Erkenntnisse von Laureys und seiner Arbeitsgruppe.

Herr Professor Laureys, was ist Bewusstsein?

Es ist schon schwer, »Leben« zu definieren – geschweige denn »bewusstes« Leben. Es gibt hierfür keine einheit­liche Definition. Aber in der Klinik brauchen wir natürlich eindeutige Kriterien. Da muss jeder wissen, was mit einem »bewusstlosen« Patienten gemeint ist. Ohnehin dürfen wir Bewusstsein nicht als »alles oder nichts« ­betrachten. Das ist ein historischer Fehler. Wir können mehr oder weniger wach, mehr oder weniger bewusst sein. Das Bewusstsein wird oft unterschätzt: Es geschieht weit mehr im Gehirn von Neugeborenen, Tieren oder Komapatienten, als wir glauben ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum der Wissenschaft – Dunkle Kometen: Geisterfahrer im Sonnensystem

Eine kleine Gruppe von Himmelsobjekten sorgt für Rätselraten unter Fachleuten: Obwohl die Brocken keinen Schweif aus Gas und Staub aufweisen, bewegen sie sich wie Kometen. Was treibt diese Dunklen Kometen an? Könnten sie sogar Hinweise auf den Ursprung des Wassers auf der Erde liefern? Weitere Themen in dieser Ausgabe: Die Ökologin Katja Tielbörger und der Molekularbiologe Detlef Weigel diskutieren darüber, wie ein Kompromiss zur Neuregelung der Grünen Gentechnik aussehen könnte. Sie sind sich einig: Man muss das gesamte System betrachten. Angesichts des Internationalen Jahres der Quantenphysik gehen wir der Frage nach, warum selbst Physiker die Quantenmechanik nicht verstehen – und was ihre Formeln über die Wirklichkeit aussagen. Außerdem stellen wir Ihnen vor, was Mikrofossilien über die Zeitgenossen der Dinosaurier verraten, und wir präsentieren Ihnen die Farbenpracht des altägyptischen Tempels von Esna. Fünf Jahre arbeiteten Restauratoren an der Rekonstruktion. Das Ergebnis ist spektakulär.

Spektrum Kompakt – Das Unbewusste

Viele unserer Denkprozesse laufen auf Autopilot ab. Untersucht wurden sie schon von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler. Heute arbeitet man daran, das Zusammenspiel von Unbewusstem und Bewusstem neuronal sichtbar zu machen oder psychische Abwehrmechanismen durch bestimmte Tests zu ergründen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.