Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften: Gesellschaft mit beschränkter Vernunft
Der Mensch, den die klassische Wirtschaftstheorie sich vorstellt, beurteilt alle Dinge nur nach ihrem Wert, den sie für ihn selbst haben (ihrem "Nutzen"). Unter mehreren möglichen Handlungsweisen entscheidet er sich stets für die, welche ihm den größten Nutzen einbringen wird. Er hat keine Probleme, diesen zukünftigen Nutzen aus den vorliegenden Informationen korrekt einzuschätzen, und lässt sich bei seinen Entscheidungen von nichts anderem leiten. Oder etwa doch? Tatsächlich kommt dieser "Homo oeconomicus" in der Realität praktisch nicht vor, nicht einmal als Durchschnitt größerer Gruppen, weswegen die klassische Theorie nur allzu oft in die Irre führt.
Die detaillierte Erforschung der Unterschiede zwischen Modell und Realität hat schon mehreren Wissenschaftlern Wirtschaftsnobelpreise eingebracht, darunter Reinhard Selten 1994, Daniel Kahneman 2002, Elinor Ostrom 2009, Robert J. Shiller 2013 und Angus Deaton 2015. Aber Richard Thaler war derjenige, der die wesentlichen drei Abweichungen von der theoretischen Vorstellung schon 1980 auf den Punkt brachte: Wir sind beschränkt in unseren intellektuellen Fähigkeiten, in unserer Willenskraft und – in unserem Egoismus ...
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