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Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften: Gesellschaft mit beschränkter Vernunft

Der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirt­schaftswissenschaften geht dieses Jahr an den Ökonomen Richard Thaler, der das Gebiet der Verhaltensökonomie mitbegründete und prägte.
Wie soll ich mich entscheiden?
Richard Thaler, geboren am 12. September 1945 in East Orange (New Jersey), ist Professor an der University of Chicago Booth School of Business.

Der Mensch, den die klassische Wirtschaftstheorie sich vorstellt, beurteilt alle Dinge nur nach ihrem Wert, den sie für ihn selbst haben (ihrem "Nutzen"). Unter mehreren möglichen Handlungsweisen entscheidet er sich stets für die, welche ihm den größten Nutzen einbringen wird. Er hat keine Probleme, diesen zukünftigen Nutzen aus den vorliegenden Informationen korrekt einzuschätzen, und lässt sich bei seinen Entscheidungen von nichts anderem leiten. Oder etwa doch? Tatsächlich kommt dieser "Homo oeconomicus" in der Realität praktisch nicht vor, nicht einmal als Durchschnitt größerer Gruppen, weswegen die klassische Theorie nur allzu oft in die Irre führt.

Die detaillierte Erforschung der Unterschiede zwischen Modell und Realität hat schon mehreren Wissenschaftlern Wirtschaftsnobelpreise eingebracht, darunter Reinhard Selten 1994, Daniel Kahneman 2002, Elinor Ostrom 2009, Robert J. Shiller 2013 und Angus Deaton 2015. Aber Richard Thaler war derjenige, der die wesentli­chen drei Abweichungen von der theoretischen Vorstellung schon 1980 auf den Punkt brachte: Wir sind beschränkt in unseren intel­lektuellen Fähigkeiten, in unserer Willenskraft und – in unserem Egoismus ...

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Gehirn&Geist – Multiple Persönlichkeit: Was hinter der dissoziativen Identitätsstörung steckt

Manche Menschen scheinen verschiedene Ichs in sich zu tragen, die im Wechsel die Kontrolle über den Körper übernehmen – mit jeweils eigenem Alter, Namen und Geschlecht. Unsere Experten, die zu dissoziativen Phänomenen forschen, stellen die wichtigsten Fakten zur »Multiplen Persönlichkeit« vor. Ergänzend dazu geht die Psychologin Amelie Möhring-Geisler der Frage nach, ob rituelle Gewalt in der Kindheit gezielt Persönlichkeitsspaltungen herbeiführt. In dieser Ausgabe beginnt zudem eine neue Artikelserie zum Thema »Long Covid und ME/CFS«. Im Interview spricht Carmen Scheibenbogen von der Berliner Charité über Ursachen von ME/CFS, den Versorgungsmangel in Deutschland und Hoffnung auf Medikamente. Darüber hinaus berichten wir über das Glücksparadox, das besagt: Je mehr wir dem Glück hinterherjagen, desto weiter entfernt es sich. Wir stellen das Thema psychotherapeutische Patientenverfügung vor, die im psychischen Krisenfall eine große Hilfe sein kann, sowie die noch immer rätselhafte Schmerzerkrankung Fibromyalgie, über deren Ursachen noch viel spekuliert wird.

Spektrum - Die Woche – Quantenphysik auf einen Chip gebannt

Die Nobelpreise in Physiologie oder Medizin, Physik und Chemie sind vergeben. In »Die Woche« stellen wir die ausgezeichneten Entdeckungen vor. Außerdem zeigen wir, dass große Forschung nicht nur Fortschritt bedeutet: Manche preisgekrönte Arbeiten der Vergangenheit waren Fluch und Segen zugleich.

Gehirn&Geist – Hype um die Seele

Psychologie ist »in« und Fragen rund um die Seele füllen immer mehr populäre TV- und Podcast-Formate, ja sogar Bühnenshows. Wir berichten, wie dieses »Psychotainment« funktioniert. In dieser Ausgabe startet die neue Serie »Hirnentwicklung im Mutterleib« mit einem Bericht über die Plazenta und ihre Bedeutung. Daneben gehen wir der Frage nach, warum wir lachen. Ethologen, Primatologen und Neurowissenschaftler versuchen gemeinsam, die Mechanismen und Funktionen dieses Verhaltens aufzudecken. Weiterhin stellen wir den vor 80 Jahren erfundenen Persönlichkeitstest vor, was sich hinter den Myers-Briggs-Typen verbirgt und wie sie zu werten sind. Angststörungen haben bei Jugendlichen stark zugenommen und sind oft hartnäckig und kompliziert zu behandeln. Zwei Neurowissenschaftlerinnen erforschen, wie man die Therapie auf das Gehirn von Teenagern zuschneiden kann.

  • Quellen

Kahneman, D. et al.: Experimental Tests of the Endowment Effect and the Coase Theorem. In: Journal of Political Economy 98, S. 1325-1348, 1990

Kahneman, D. et al.: Titel. In: The Journal of Business 59, S. 285-300, 1986

Thaler, R.: Mental Accounting and Consumer Choice. In: Marketing Science 4, S. 199-214, 1985

Thaler, R., Shefrin, H. M.: An Economic Theory of Self-Control. In: The Journal of Political Economy 89, S. 392-406, 1981

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