Hirnforschung: Nur Autos im Kopf
Autofans erkennen ihre Lieblingsobjekte genau so treffsicher auf den ersten Blick wie andere Menschen Gesichter – und benutzen dazu auch dieselbe Hirnregion. Das entdeckten Forscher um Isabel Gauthier von der Vanderbilt-Universität in Nashville (Tennessee). Sie zeigten zwanzig Autoliebhabern am Bildschirm Fotos von motorisierten Untersätzen und Gesichtern. Per Tastendruck mussten die Probanden kundtun, ob ein neues Bild dasselbe Objekt zeigt wie das vorherige. Zugleich wurden mit Elektroden auf der Kopfhaut die Gehirnwellen erfasst. Das erstaunliche Ergebnis: Während die Autofreunde jedes Fahrzeug sofort erkannten, hatten sie bei Gesichtern Probleme. Die Erklärung fand sich im Hirnstrombild: Die Fans der flotten Flitzer verarbeiten den Anblick eines Autos im selben Cortexareal, das sonst blitzartig Gesichter identifiziert. Die derart missbrauchte Region kommt bei ihrer eigentlichen Aufgabe dann ins Stolpern. (Nature Neuroscience, 4/2003, S. 428)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 5 / 2003, Seite 65
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