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Covid-19-Pandemie: Der Siegeszug der Diagnostik

Molekulare Schnelltests in Apotheken, an Grenzübergängen oder vor dem Supermarkt: Die Covid-19-Pandemie hat die Entwicklung kleiner, leicht bedienbarer Testgeräte befeuert. Davon könnte auch das Erkennen anderer Krankheiten profitieren.
Ein Arzt nimmt einen Nasenabstrich von einem Mann.

Vor etwa zehn Jahren begann Willy Ssengooba, quer durch Uganda zu reisen und Mitarbeiter des Gesundheitswesens im Umgang mit einem neuen Gerät zum Nachweis von Tuberkulose zu schulen. Die tödliche Lungenkrankheit trifft in dem ostafrikanischen Land jährlich rund 90 000 Menschen, aber bis zur Diagnose kann es mit herkömmlichen Methoden wie der Kultivierung von Proben von ausgehustetem Schleim manchmal Monate dauern. Die neuen Geräte hingegen nutzen molekulare Schnelltests und liefern die Ergebnisse innerhalb weniger Stunden, so dass positiv getestete Patienten sofort zur lebensrettenden Behandlung überwiesen werden können. Ssengooba, wissenschaftlicher Leiter der Forschungsabteilung für Mykobakteriologie am Makerere University College of Health Sciences in der ugandischen Hauptstadt Kampala, half bei der Aufstellung von 265 solcher Geräte in Kliniken im ganzen Land. Indem zahlreiche Diagnosen frühzeitig gestellt wurden – insbesondere bei gefährdeten Gruppen wie Kindern und HIV-Infizierten – gingen die Todesfälle im Zusammenhang mit Tuberkulose zurück. Ssengooba wertete das als großen Erfolg und hätte gern weitere Geräte installiert. Doch es war schwierig, den Politikern zu vermitteln, welch ein mächtiges Instrument die Technologie darstellt.

Dann kam Covid. Nicht lange, nachdem am 21. März 2020 der erste Fall in Uganda gemeldet worden war, erhielt Ssengooba eine Nachricht von einem Kommissar des Gesundheitsministeriums. Es hatte sich schnell herausgestellt, dass die meisten neuen Fälle an den Grenzübergängen auftraten, so dass die Untersuchung der Menschen dort Priorität hatte. Könnte Ssengooba es schaffen, jeden zu testen, der nach Uganda einreisen wollte? Das ganze Land zähle auf ihn.

So begannen der Infektionsbiologe und sein Team an gefragten Grenzübergängen, an denen Importwaren in das Binnenland gelangen, bei den Lastwagenfahrern Nasenabstriche zu machen. Die Proben – mitunter mehr als 1000 am Tag – mussten anschließend 240 Kilometer weit nach Kampala transportiert werden. Denn die Hauptstadt war der nächstgelegene Ort mit Labortechnik, die für die Durchführung eines als Polymerase-Kettenreaktion (PCR) bekannten Verfahrens eingerichtet war. Mit Hilfe fluoreszierender Sonden, die sich an Teile der genetischen Sequenz des Coronavirus heften, konnten die riesigen Geräte feststellen, ob eine Probe das genetische Material von Sars-CoV-2 enthielt …

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  • Quellen

Adams, N. M. et al.: Adaptive PCR based on hybridization sensing of mirror-image L-DNA. Analytical Chemistry 89, 2017

Boghere, N. et al.: Performance and cost-effectiveness of a pooled testing strategy for SARS-CoV-2 using real-time poly­merase chain reaction in Uganda. International Journal of Infectious Diseases 113, 2021

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