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Editorial: Pluto – vom Zwerg zum Superstar

Liebe Leserin, lieber Leser,

welch Raunen ging damals, im August 2006, durch die weltweiten Reihen der Astronomen, als ihr höchstes Organ, die Internationale Astronomische Union IAU einzelne Klassen von Himmelskörpern neu definierte. Eine der Folgen dieser in Prag getroffenen Entscheidung: Pluto, der bis dahin als neunter Planet des Sonnensystems in den Lehrbüchern stand, sollte fortan als Zwergplanet gelten. Dieser »Prager Planetensturz« traf besonders in Nordamerika eine emotionale Ader – war doch Pluto der erste »Planet« gewesen, der nicht in der Alten, sondern in der Neuen Welt entdeckt worden war.

Von dort aus, nämlich von Cape Canaveral, war sieben Monate zuvor eine mit Kameras und Messgeräten vollgepackte Sonde auf ihre lange Reise zu Pluto aufgebrochen: New Horizons sollte den äußersten Planeten unseres Sonnensystems – und den einzigen, der noch keinen Besuch von einem irdischen Kundschafter erhalten hatte – von Nahem erkunden. Aus der Sonde, die zu einem Planeten startete, wurde nun durch die IAU-Entscheidung eine, die zu einem Zwergplaneten flog.

Doch statt mit Plutos Degradierung zu hadern, ging das New- Horizons-Team sportlich an das Unternehmen heran. Neuneinhalb Jahre mussten die Wissenschaftler um Alan Stern von der Johns Hopkins University in Baltimore, Maryland, warten, bis sie die ersten Früchte ihrer Arbeit ernten konnten.

Und die haben es in sich. Die Bilder von Plutos Oberfläche enthüllen eine dynamische Welt: Gletscher aus einer ungewöhnlichen Eismischung (Stickstoff, Methan und Kohlenmonoxid) dringen in Täler vor, Bruchstrukturen zeugen von geologischer Aktivität, Bergketten erheben sich 3500 Meter hoch (S. 26 und 36). Weitere Überraschungen werden hinzukommen, denn es wird bis Ende 2016 dauern, alle Daten der Sonde zur Erde zu übertragen. Doch eines steht jetzt schon fest: Pluto ist eine Welt mit einzigartigem Charakter – egal welchen Status er hat.

Herzlichst grüßt Ihr

Uwe Reichert

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