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Politik der Steine

Nirgendwo arbeiten Archäologen unter so heiklen Bedingungen wie in Israel und Palästina. Nahezu jede Ausgrabung hat auch politische Bedeutung. Zugleich werden eher bescheidene Funde zu Sensationen hochgejubelt.
Fünf bearbeitete Stücke des typischen Jerusalemer roten Kalksteins sollten die Meldung des Tages sein. Auf einem dieser Fragmente ist das Drittel eines Reliefs in Rosettenform zu erkennen, auf einem anderen ein Achtel. Die übrigen drei Bruchstücke sind noch unscheinbarer – auf keinem von ihnen ist eine Inschrift zu finden. Doch kaum war der Fund im Mai dieses Jahres der Presse präsentiert worden, ging die Nachricht um die Welt: Das Grab des Königs Herodes war endlich gefunden, der Sarkophag jenes Tyrannen entdeckt, der den Kindsmord von Bethlehem befohlen hatte!

Mehr als dreißig Jahre lang hatte Ehud Netzer, Archäologe an der Hebrew University of Jerusalem, die letzte Ruhestätte des biblischen Herrschers gesucht. In all den Jahren hatte er im staubigen Grund des Herodeions gegraben; jenes Palasts, den der König südlich von Jerusalem anlegen und wo er sich auch bestatten ließ – das wussten die Forscher aus antiken Berichten.

Die kalksteinernen Fragmente mit ihren kunsthandwerklichen Arbeiten lassen auf das Grab einer hochgestellten Persönlichkeit schließen. Doch das belegt noch nicht, dass es sich um jenes des Herodes handelte. Überdies stand sowieso niemals in Frage, dass der König eine historische Persönlichkeit war. Folglich musste dies auch nicht mit der Entdeckung seines Sarkophags nachgewiesen werden. Was war dann überhaupt das Besondere an diesem Fund? Nichts, außer der Tatsache, dass eine Meldung dieser Art beim Publikum gut ankam – besonders in Zeiten von wuchernden Spekulationen um Jesus und Verschwörungsfantasien à la Dan Browns »Sakrileg«.

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