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Sprachinseln (Teil 1): Porque ich kann keen Hochdeitsch

Archaische Dialekte und fremdartig klingende Mischungen haben sich erhalten, wo seit Generationen deutsche Auswanderer an ihrer Muttersprache festhalten: Man spricht Deutsch – in praktisch allen Teilen der Welt.
Eine denkbar knappe Entscheidung: Im Jahr 1795 bewahrte nur eine einzige Stimme Mehrheit Millionen amerikanischer Bürger davor, noch einmal die Schulbank zu drücken und deutsche Vokabeln zu büffeln. So knapp war nämlich im Repräsentantenhaus die Abstimmung darüber ausgegangen, ob nicht in Zukunft Deutsch Amtssprache der Vereinigten Staaten werden solle. Den Befürwortern soll es darum gegangen sein, sich fast zwanzig Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung endlich auch in sprachlicher Hinsicht von England zu lösen. Vor allem aber galt es, dem wachsenden Einfluss deutscher Einwanderer gerecht zu werden. Knapp der Hälfte der Volksvertreter war die komplette sprachliche Neuausrichtung dafür nur recht und billig.

Was wäre, wenn ...?, fragt sich manch geschmeichelter Deutscher. Doch alles nur Legende, sagen Historiker. Zwar hat es tatsächlich eine derart knappe Abstimmung gegeben, doch ging es dabei lediglich um die Frage, ob in Zukunft kostenlos verteilte Gesetzesbroschüren auch in einer deutschen Übersetzung vorgelegt werden sollten.

Während die verlorene Abstimmung also in der Legende ein hohes Ansehen des Deutschen zu belegen scheint, demonstriert sie in Wirklichkeit das genaue Gegenteil: Das Idiom der Neuankömmlinge hatte in den USA wenig Chancen. Nicht einmal kleine Zugeständnisse wollten die Politiker den Siedlern gewähren. Eindeutig war beispielsweise das Urteil des damaligen Sprechers des Repräsentantenhauses, Frederick Augustus Conrad Mühlenberg: Übersetzungen würden lediglich vom Englischlernen abhalten, und dabei bliebe zwangsläufig die Integration auf der Strecke. Trotz seiner deutschen Herkunft war Mühlenberg ein strenger Gegner eines sprachlichen Nebeneinanders in der amerikanischen Gesellschaft.

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