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Psychedelika: Im Rausch aus der Depression

Kann ein Drogentrip Depression lindern? Studien mit Psilocybin, einem Molekül aus »magic mushrooms«, ­wecken ­Hoffnung auf eine neue Form der Therapie. Sie funktioniert ganz ­anders als die üblichen Behandlungen.
Eine Gruppe kleiner Magic mushrooms in der Natur auf moosigem Untergrund.

Fast 15 Jahre lang hatte er sich psychotherapeutisch behandeln lassen, etwa zehn Jahre lang nahm er Medikamente ein – doch die Depression hielt den jungen Mann weiterhin fest im Griff. Er befürchtete schon, er würde nie mehr Glück oder Freude empfinden. Eine experimentelle Behandlung änderte das schlagartig. »Es war so, als hätte sich eine Tür für mich geöffnet. Ich fing an, dieselben Situationen in einem neuen Licht zu sehen«, schildert er im Youtube-Video des Johns Hopkins Media Team. Er war einer von 24 Probanden, die an einer klinischen Phase-II-Studie der Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore teilnahmen. In ihr prüfte ein Team um Roland Griffiths, ob das Rauschmittel Psilocybin Depressionen lindern könnte. Bei 17 Testpersonen verbesserte die Behandlung das Befinden deutlich, bei 13 von ihnen sogar so weit, dass die Forscher sie vier Wochen später nicht mehr als depressiv einstuften.

Psilocybin kommt in der Natur in Pilzen der Gruppe der Kahlköpfe vor – umgangssprachlich werden sie ­wegen ihrer berauschenden Wirkung als »magic mushrooms« oder Zauberpilze bezeichnet. Indigene Völker in Mesoamerika nutzten sie vermutlich schon vor mehr als 2000 Jahren. In manchen Regionen ent­wickelte sich ein regelrechter Kult um sie – die Azteken nannten Vertreter der Art Psilocybe mexicana etwa »Gottpilze« (»teōnanacatl« in ihrer Sprache Nahuatl) und konsumierten sie zu rituellen Zwecken. Die wissenschaftliche Untersuchung der Pilze begann aber erst 1958. Der Schweizer Chemiker Albert Hofmann isolierte damals Psilocybin und beschrieb die Substanz. Zur selben Zeit experimentierten Fachleute bereits mit LSD, einem anderen Psychedelikum, das Hofmann entdeckt hatte. Solche Wirkstoffe lösen Rauschzustände aus, die die Grenze zwischen dem Selbst und der Umwelt zeitweise verschwimmen lassen. Häufig kommt es bei diesen »Trips« zu Illusionen und Halluzinationen. In den 1950er und 1960er Jahren testeten Psychiater derartige Mittel an tausenden Probandinnen und Probanden mit psychischen Erkrankungen.

Diese frühen Experimente deuteten bereits darauf hin, dass die Substanzen therapeutisch wirksam sein könnten…

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  • Quellen

Carhart-Harris, R. et al.: Psilocybin with psychological support for treatment-resistant depression: An open-label feasibility study. Lancet Psychiatry 3, 2016

Carhart-Harris, R. et al.: Trial of Psilocybin versus Escitalopram for depression. The New England Journal of Medicine 384, 2021

Davis, A. K. et al.: Effects of Psilocybin-assisted therapy on major depressive disorder. A randomized clinical trial. JAMA Psychiatry 78, 2020

Pokorny, T. et al.: Effect of Psilocybin on empathy and moral decision-making. International Journal of Neuropsychopharmacology 20, 2017

Shao, L. X. et al.: Psilocybin induces rapid and persistent growth of dendritic spines in frontal cortex in vivo. Neuron, 2021

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