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Trauer: Quälende Sehnsucht

Der Tod eines geliebten Menschen ist für manche Angehörigen so schmerzhaft, dass sie den Verlust nicht wahrhaben wollen und sich stattdessen in ihre ­Erinnerungen ­flüchten. Psychologen erforschen, worin diese so genannte komplizierte Trauer gründet und wie sie sich überwinden lässt.
Mein rechter Platz ist frei ...
Ein Mensch stirbt. Er hinterlässt Familie, Freunde, einen Partner. Der Verlust ist nahezu unbegreiflich, er erschüttert und schmerzt. Die geliebte Person, die vor Kurzem noch von ihrem Tag erzählte und im gemeinsamen Bett schlief, sie ist einfach nicht mehr da – und wird nie wieder zurückkehren.
Was ist in einem solchen Moment eine "normale" Reaktion? Wie lange darf die Trauer währen, und wann sollte der Alltag weitergehen?
Lange glaubten Ärzte und Psychologen, ein Trauerprozess umfasse mehrere Stadien, die jeder durchlaufen müsse. Nach dem ersten Schock und einer Phase des Nicht-wahrhaben-Wollens seien Gefühle der Verzweiflung, Schuld, Wut oder Angst unvermeidlich. Diese müsse der Trauernde zulassen, glaubt zum Beispiel die Schweizer Psychoanalytikerin Verena Kast. Erst wenn sie den Verlust akzeptierten und den Verstorbenen als eine Art inneren Begleiter betrachteten, könnten sie neue Beziehungen aufbauen und ihr Leben fortführen.
Müssen Hinterbliebene ihre Trauer tatsächlich in einem langwierigen Prozess durcharbeiten? Der Psychologe George Bonanno von der Columbia University in New York hält das für ­einen Mythos ...

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Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum Kompakt – Unwahrscheinlich tödlich

Der Tod lauert an unscheinbaren Orten: Man kann durch ein gebrochenes Herz, durch eine Überdosis Vitamin D und sogar wegen eines Frisörbesuchs sterben. Auch die zweite Ausgabe zur Kolumne »Unwahrscheinlich tödlich« erzählt von kuriosen Todesfällen, die dem Alltag einen gefährlichen Anschein geben.

Spektrum Kompakt – Gedächtnis

»Es liegt mir auf der Zunge« – dieses Gefühl kennt wohl jeder. Manches bleibt nie im Gedächtnis hängen, anderes über Jahre hinweg. Erinnern und Vergessen sind komplexe Prozesse, die noch nicht vollständig verstanden sind und von digitalen Helfern, aber auch durch Schlaf beeinflusst werden.

  • Quellen
Boelen, P. A. et al.:Autobiographical Memory Specificity and Symptoms of Complicated Grief, Depression, and Posttraumatic Stress Disorder Following Loss. In: Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry 41, S. 331-337, 2010

Bonnano, G. A.:Resilience to Loss and Chronic Grief: A Prospective Study from Preloss to 18-Months Postloss. In: Journal of Personality and Social Psychology 83, S. 1150-1164, 2002

Currier, J. M. et al.:The Effectiveness of Psychotherapeutic Interventions for Bereaved Persons: A Comprehensive Quantitative Review. In: Psychological Bulletin 134, S. 648-661, 2008.

Maccallum, F., Bryant, R. A.: Autobiographical Memory Following Cognitive Behaviour Therapy for Complicated Grief. In: Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry 42, S. 26-31, 2011

O'Connor, M.-F. et al.:Craving Love? Enduring Grief Activates Brain's Reward Center. In: NeuroImage 42, S. 969-972, 2008

Prigerson, H. G. et al.:Prolonged Grief Disorder: Psychometric Validation of Criteria Proposed for DSM-V and ICD-11. In: PLoS Medicine 6, e1000121, 2009

Raes, F. et al.: Reducing Cognitive Vulnerability to Depression: A Preliminary Investigation of MEmory Specificity Training (MEST) in Patients with Depressive Symptomatology. In: Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry 40, S. 24-38, 2009

Shear, K. et al.:Treatment of Complicated Grief: a Randomised Controlled Trial. In: Journal of the American ­Medical Association 293, S. 2601-2608, 2005

Swarte, N. B. et al.:Effects of Euthanasia on the Bereaved Family and Friends. In: British Medical Journal 327, S. 189, 2003

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