Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Radiokarbonmethode: Aus der Trickkiste der Neuroarchäologen

Um die Entstehung neuer Nervenzellen im menschlichen Gehirn zu messen, setzen Forscher vom Karolinska-Institut in Stockholm auf eine Methode der archäologischen Altersbestimmung. Diese macht sich die Altlasten der Atombombentests in den 1950er Jahren zu Nutze.
Strahlendes Erbe

Bei einem akuten Schlaganfall gilt es rasch zu handeln. Meist ausgelöst durch eine Durchblutungsstörung, bekommen Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen nicht mehr genügend Sauerstoff; typische Ausfallerscheinungen wie Schwindel, Lähmungen oder Sprachstörungen sind die Folge. Nur wenn ein Notarzt rechtzeitig gerufen wird, kann er den Untergang weiterer Hirnzellen verhindern.

Die abgestorbenen Neurone sind jedoch, so glaubte man lange, unwiederbringlich verloren. Oder kann das Gehirn den Schaden reparieren?

Bis in die 1990er Jahre hätten Forscher das kategorisch ausgeschlossen. Denn im Gegensatz zu Hautverletzungen, bei denen die Wunde durch Zellneubildung heilt, galt es als ausgemacht, dass das menschliche Gehirn nach der Geburt keine neuen Nervenzellen mehr bilden kann.

Diese Vorstellung ist inzwischen überholt. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts verdichteten sich die Hinweise darauf, dass das erwachsene Säugetiergehirn sehr wohl kontinuierlich neue Nervenzellen bildet – und zwar in mindestens zwei Regionen: im Riechkolben, der Geruchseindrücke verarbeitet, sowie im für das Gedächtnis wichtigen Hippocampus. Grundlage der Neurogenese sind Stammzellen, die sich selbst erneuern und zu spezialisierten Zellen wie Neurone entwickeln können.

Die Erkenntnis stützt sich hauptsächlich auf Experimente an Nagetieren. Dabei verabreichen die Forscher ihren Versuchstieren Substanzen, die in das Erbmolekül DNA einer sich teilenden Zelle eingebaut werden. Neu gebildete Nervenzellen werden so markiert und lassen sich daher leicht nachweisen. Die verwendeten Substanzen sind allerdings toxisch oder radioaktiv ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum - Die Woche – Neue Strompreisregelung in Deutschland?

Der Stromausfall in Spanien und Portugal zeigt, wie wichtig ein stabiles Netz ist. In der aktuellen Ausgabe von »Spektrum - Die Woche« informieren wir über die mögliche neue Strompreisregelung in Deutschland. Was bedeutet sie und wer profitiert?

Spektrum - Die Woche – Riechverlust als Warnsignal

Der Geruchssinn kann dabei helfen, neurologische und psychische Erkrankungen früher zu erkennen. Warum das so ist und ob ein plötzlicher Riechverlust tatsächlich auf Alzheimer, Parkinson oder Depressionen hinweist, lesen Sie ab sofort in der »Woche«. Außerdem: Bekommt Google Konkurrenz?

  • Quellen

Bergmann, O. et al.:Evidence for Cardiomyocyte Renewal in Humans. In: Science 324, S. 98-102, 2009

Bergmann, O. et al.:The Age of Olfactory Bulb Neurons in Humans. In: Neuron 74, S. 634-639, 2012

Bergmann, O et al.:Dynamics of Cell Generation and Turnover in the Human Heart. In: Cell 161, S. 1566-1575, 2015

Bhardwaj, R. D. et al.:Neocortical Neurogenesis in Humans Is Restricted to Development. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 103, S. 12564-12568, 2006

Ernst, A. et al.:Neurogenesis in the Striatum of the Adult Human Brain. In: Cell 156, S. 1072-1083, 2014

Huttner, H. B. et al.:The Age and Genomic Integrity of Neurons after Cortical Stroke in Humans. In: Nature Neuroscience 17, S. 801-803, 2014

Kempermann, G.: Adult Neurogenesis 2. Oxford University Press, Oxford 2011

Sanai, N. et al.:Corridors of Migrating Neurons in the Human Brain and their Decline during Infancy. In: Nature 478, S. 382-386, 2011

Spalding, K. S. et al.:Retrospective Birth Dating of Cells in Humans. In: Cell 122, S. 133-143, 2005

Spalding, K. S. et al.:Dynamics of Fat Cell Turnover in Humans. In: Nature 453, S. 783-787, 2008

Spalding, K. S. et al.:Dynamics of Hippocampal Neurogenesis in Adult Humans. In: Cell 153, S. 1219-1227, 2013

Yeung, M. S. Y. et al.:Dynamics of Oligodendrocyte Generation and Myelination in the Human Brain. In: Cell 159, S. 766-774, 2014

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.