Reifen aus Sternmaterie
Das nur etwa 8000 Lichtjahre entfernte Doppelstern-System Eta Carinae ist eines der hellsten Objekte am Südhimmel. Es besteht vermutlich aus zwei nahe beieinander liegenden Einzelsternen in der kurzen, instabilen Übergangsphase vor dem finalen Verglühen als Supernova. Bereits 1843 und 1890 überlebte das System mehrere von Astronomen beobachtete starke Eruptionen. Damals kamen sich die beiden Sterne offenbar derart nahe, daß seither ein Austausch von Materie zwischen ihnen stattfindet. Dabei entstand eine hantelförmige Staub- und Gaswolke um beide Sterne mit einer Art „Halskrause“: einer das schmale Zentrum der Hantel umgebenden Staubscheibe. Der Jenaer Astrophysiker Thomas Henning und seine Gruppe unternahmen nun gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam spektroskopische Messungen über den gesamten Infrarotbereich hinweg. Sie wiesen so erstmals ein unsichtbares Objekt nach, dessen Existenz sie schon lange vermutet hatten: Eta Carinae ist äquatorial von einem reifenartigen Torus umgeben, der sich aus dem „Abfall“ des Materiestroms speist. Dieser Torus ist inzwischen auf über 15 Sonnenmassen angewachsen. Sobald seine Aufnahmekapazität erschöpft ist, kommt es vermutlich zum Crash des gesamten Systems. (Nature, Bd. 402, S. 502)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 2000, Seite 11
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