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Blick in die Forschung: Kurzberichte: Rudolf Kippenhahn (1926 – 2020)

Der Astronom und Mathematiker Rudolf Kippenhahn verstarb am 15. November 2020 im Alter von 94 Jahren in Göttingen. Er war sowohl im deutschen wie auch im internationalen Raum einer der bedeutendsten Astrophysiker des 20. Jahrhunderts.
Rudolf Kippenhahn

Rudolf Kippenhahn prägte insbesondere das Gebiet der Sternentwicklung, sowohl was dessen Theorie, als auch die numerische Modellierung anbetrifft, wie kaum ein anderer. Eine ganze Generation junger Wissenschaftler hat er ausgebildet und als Mentor begleitet.

Geboren wurde Kippenhahn am 24. Mai 1926 im böhmischen Bärringen, heute Per­nink, in der Nähe von Karlsbad (Karlovy Vary). Schon während seiner Schulzeit hatte sich Kippenhahn für As­tro­nomie interessiert. So arbeitete er an der thüringischen Sternwarte Sonneberg bei deren Leiter Cuno Hoffmeister mit. Nach seinem Abitur im Jahr 1945 studierte Rudolf Kippenhahn Mathematik in Erlangen, sein Studium schloss er 1951 mit der Promotion in Mathematik ab. Im Anschluss nahm er eine Stelle als Assistent an der Bamberger Karl-Remeis-Sternwarte an. Im Jahr 1958 habilitierte sich Kippenhahn mit einer Arbeit über rotierende Sterne in Erlangen und ging nach Göttingen zum Max-Planck-Institut für Physik, das kurz darauf nach München umzog.

Im Jahr 1963 wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter zum (Teil-)In­sti­tut für Astrophysik, dessen erster Direktor Ludwig Biermann war. Zwei Jahre später folgte Kippenhahn einem Ruf an die Universitätssternwarte Göttingen, wo er zehn Jahre lang als Professor tätig war. Im Jahr 1975 wurde er als Nachfolger Biermanns Direktor des Max-Planck-Instituts für Astrophysik (MPA) in München, das vier Jahre später nach Garching umzog, und das er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1991 leitete.

Erste astronomische Publikationen von Kippenhahn erschienen bereits 1953 in der »Zeitschrift für Astrophysik« und in den »Astronomischen Nachrichten«, so etwa ein Artikel mit dem Titel »Mitteilungen über 18 verdächtige und veränderliche Sterne«. Im Jahr 1958 veröffentlichte er – gemeinsam mit Stefan Temesváry und Ludwig Biermann – eine wegweisende Arbeit zur Sternentwicklung: »Sternmodelle I. Die Entwicklung der Sterne der Population II«. In der Folgezeit trieb er die Theorie von Sternaufbau und -entwicklung federführend weiter, unter Nutzung der gerade verfügbar werdenden Computer. Weitere Arbeiten erschienen in Kooperation mit dem US-Astrophysiker Norman Baker. Die beiden auch persönlich befreundeten Astrophysiker erklärten in einer Serie von Publikationen die physikalischen Mechanismen der Pulsationen von Delta-Cephei-Sternen.

In zum Teil mehr als vier Jahrzehnte währenden wissenschaftlichen Zusammenarbeiten – vor allem mit H. C. Thomas, Emmi Hofmeister (später Meyer-Hofmeister) und Alfred Weigert – schuf Rudolf Kippenhahn ein großartiges wissenschaftliches Werk zum Verständnis der Sternentwicklung. Selbst Jahrzehnte später sind viele Arbeiten Kippenhahns noch immer Stand der Kunst. Gekrönt wurde dieses wissenschaftliche Œuvre durch das im Jahr 1994 erstmals erschienene Buch »Stellar Structure and Evolution«, das er gemeinsam mit seinem Freund Weigert verfasste, und das bis heute als Standardwerk gilt.

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