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Editorial: Rund ums Goldene Tor

Liebe Leserin, lieber Leser,

unser Titelbild zeigt eines der schönsten Sternbilder, das jetzt im Herbst unseren Nachthimmel ziert: den Stier. Wir erkennen es leicht an zwei auffälligen Sternansammlungen: den Plejaden – im Deutschen auch Siebengestirn genannt – und den V-förmigen Hyaden, die den Kopf des mythischen Himmelsstiers symbolisieren. Mitten in den Hyaden leuchtet als hellster Stern der leicht rötliche Aldebaran, der das Auge des Stiers markiert. Auf alten Sternkarten können wir leicht nachvollziehen, wie das wutschnaubende Tier seine Hörner am Firmament dem nachfolgenden Orion entgegen reckt (S. 73).

Seit alters her ist bekannt, dass zwischen den beiden Sternhaufen die Ekliptik verläuft – die Himmelsbahn, auf welcher die Sonne, der Mond und auch die hellen Planeten entlang ziehen. Diese Eigenheit hat den Plejaden und Hyaden den Beinamen »Goldenes Tor« eingebracht: Wie zwei Wachtürme flankieren sie den Weg der Wandelsterne am Himmel. Nur der Mond kommt gelegentlich etwas vom rechten Pfad ab. Alle 18 Jahre bewegt er sich so weit südlich der Ekliptik, dass er direkt über die Hyaden und den hellen Stern Aldebaran hinwegzieht. Wer noch nie eine solche Sternbedeckung beobachtet hat, sollte am 29. Oktober seine Chance nutzen, denn Aldebaran, der dann hinter der Mondscheibe verschwindet, ist der hellste Stern, an dem wir dieses beeindruckende Schauspiel verfolgen können (S. 49 und 64).

Auch für die wissenschaftliche Astronomie haben die Hyaden und Plejaden eine besondere Bedeutung: Denn solche offenen Sternhaufen enthalten Sterne, die gemeinsam entstanden sind, sich im Lauf der Jahrmillionen aber wie Nestflüchter über einen weiten Bereich der Milchstraße verteilen. Aus ihrer systematischen Beobachtung lernen wir viel über die Entwicklung derartiger Sternansammlungen und letztlich auch über den Aufbau unseres Milchstraßensystems (S. 36).

Herzlichst grüßt Ihr

Uwe Reichert

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