Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Kosmologie: Schwarze Sterne an Stelle Schwarzer Löcher?

Nach Einsteins Theorie kollabiert ein massereicher Stern am Ende zu einem Schwarzen Loch, das alles verschluckt, was ihm zu nahe kommt. Doch Quanteneffekte könnten den Kollaps bremsen und einen "Schwarzen Stern" erzeugen – einen ungemein dichten, schwach strahlenden Materieklumpen.
Schwarze Sterne
Schwarze Löcher sind so populär geworden, dass sie öfter in Sciencefiction-Filmen auftreten. Kein Wunder, denn diese dunklen Überbleibsel kollabierter Sterne bergen unergründliche Geheimnisse.

Für theoretische Physiker sind Schwarze Löcher zunächst nur bestimmte Lösungen der von Einstein aufgestellten Feldgleichungen, des Kernstücks seiner allgemeinen Relativitätstheorie. Die Theorie beschreibt, wie Materie und Energie die Raumzeit deformieren, als wäre sie aus Gummi, und wie diese Krümmung der Raumzeit wiederum als Gravitation die Bewegung von Materie und Energie steuert. Aus den Gleichungen geht eindeutig hervor, dass es Raumzeitregionen geben kann, aus denen kein Signal einen entfernten Beobachter zu erreichen vermag. Solche Regionen enthalten einen Ort, an dem die Materiedichte unendlich groß wird; diese Singularität ist von einer leeren Zone extremer Schwerkraft umgeben, aus der nichts, nicht einmal Licht, entkommen kann. Eine abstrakte Grenze, der Ereignishorizont, trennt diesen Bereich vom Rest der Raumzeit. Im einfachsten Fall ist der Ereignishorizont eine Kugel; für ein Schwarzes Loch von der Masse der Sonne wäre sein Durchmesser nur sechs Kilometer groß.

So viel zu Sciencefiction und Theorie. Wie steht es um die Tatsachen? Eine Vielzahl astrophysikalischer Beobachtungen besagt, dass das Universum in der Tat einige extrem kompakte Himmelskörper enthält, die von sich aus praktisch keine Strahlung emittieren. Die dunklen Objekte haben zwischen einigen wenigen und mehr als einer Million Sonnenmassen, und ihre Durchmesser reichen von ein paar Kilometern bis zu Millionen Kilometern. Insoweit stimmen die besten Schätzungen der Astrophysiker und die Vorhersagen der allgemeinen Relativitätstheorie für Schwarze Löcher überein.

Aber sind die dunklen und massereichen Objekte, die von Astronomen aufgespürt werden, wirklich die Schwarzen Löcher aus Einsteins Theorie? Gewiss, bisher passen die Messungen ganz gut zur Theorie, doch sie selbst wirft durch die Art, wie sie Schwarze Löcher beschreibt, peinliche Fragen auf. Insbesondere geht aus der Aussage der allgemeinen Relativitätstheorie, in jedem Schwarzen Loch müsse eine Singularität stecken, paradoxerweise hervor, dass die Theorie an diesem Punkt versagt – wie das üblicherweise der Fall ist, wenn eine Theorie unendliche Größen liefert. Vermutlich scheitert die Relativitätstheorie hier, weil sie die in mikroskopischen Größenordnungen dominierenden Quanteneffekte nicht berücksichtigt. Darum suchen Forscher angestrengt nach einer so genannten Quantengravitation, die Relativitätstheorie und Quantenmechanik unter einen Hut bringt...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Von der Entropie zur Quantengravitation

Die Verbindung von Schwerkraft und Quanten ist ein zentrales Rätsel der Physik. Die Informationstheorie liefert Antworten – und vielleicht den Schlüssel zur Quantengravitation. Außerdem: Eine Revolution des Bauens? Carbonbeton benötigt im Vergleich zu Stahlbeton nur einen Bruchteil des Materials.

Sterne und Weltraum – Raumzeit: Experimente zur Quantennatur

Die Relativitätstheorie Albert Einsteins ist das Meisterwerk zur Beschreibung der Schwerkraft. Seit Jahrzehnten steht aber die Frage im Raum, ob die Gravitation auf submikroskopischen Längenskalen modifiziert werden muss. Gibt es quantenhafte Austauschteilchen, die Gravitonen? In unserem Titelbeitrag stellen wir Überlegungen vor, wie man experimentell eine Quantennatur der Raumzeit testen könnte. Im zweiten Teil unseres Artikels zur Urknalltheorie beleuchten wir alternative Ansätze zur Dunklen Energie: das Local-Void- und das Timescape-Modell. Außerdem: Teil zwei unserer Praxistipps für die Astrofotografie mit dem Smartphone – Mond und Planeten im Fokus, die Ordnung im Chaos des Dreikörperproblems und woher stammen erdnahe Asteroiden?

Spektrum der Wissenschaft – Eine Theorie von allem: Lassen sich Quantenphysik und Schwerkraft vereinen?

Lassen sich Quantenphysik und Schwerkraft vereinen? In der aktuellen Ausgabe der PMT haben wir Beiträge für Sie zusammengestellt, in denen Forscherinnen und Forscher über die Ergebnisse ihrer Suche nach einer fundamentalen Theorie unserer Welt berichten. Entstanden ist eine erkenntnisreiche Sammlung an Beiträgen über die Quantennatur der Raumzeit, denkbaren Experimenten zum Nachweis von Gravitonen, Schwarzen Löchern, der Theorie der Quantengravitation, teleparalleler Gravitation und vielem mehr. Lesen Sie, welche Fortschritte es in den letzten Jahren gab, die Gesetze der Quantenwelt mit den geometrischen Konzepten von Raum und Zeit zu vereinigen, und welche Hürden dabei noch zu überwinden sind.

Schreiben Sie uns!

6 Beiträge anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.