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Dermatillomanie: »Betroffene haben oft sehr wenig Verständnis für sich selbst«

Christina Gallinat forscht zu einer Störung, die zwar unbekannt, aber nicht selten ist: dem pathologischen Skin Picking. Wie es dazu kommt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, erklärt sie im Interview.
Teenager mit Hautproblemen vor dem Spiegel

Frau Gallinat, was versteht man unter »Skin Picking«?

Das ist das Bearbeiten der eigenen Haut, egal ob man zupft, kratzt oder quetscht. Prinzipiell also Dinge, die jeder schon einmal gemacht hat. Bei der Dermatillo-manie beschreibt man mit »Skin Picking« jedoch eine Handlung, die übermäßig auftritt und zur Belastung geworden ist.

Ab wann wird normales Bearbeiten der Haut zu einer Krankheit?

Es gibt drei Kriterien dafür. Zunächst einmal muss das Verhalten physiologische Folgen haben. Damit ist gemeint, dass Wunden und Narben entstehen. Wie häufig und intensiv eine Person ihre Haut bearbeitet, ist in den Diagnosekriterien allerdings nicht vorgegeben. Dann können Betroffene nicht davon ablassen, ihre Haut zu bearbeiten, obwohl sie es versuchen. Und zuletzt geht das Verhalten und dessen Folgen mit psychischem Leid einher. Bevor bei einer Person Dermatillomanie diagnostiziert wird, müssen andere Ursachen ausgeschlossen werden. Etwa dass das Verhalten ausschließlich auf eine medizinische Ursache wie eine Hautkrankheit zurückzuführen ist.

Wie viele Menschen sind hier zu Lande von Skin Picking betroffen?

Es ist im Moment schwierig, das genau zu beziffern. Die meisten Studien wurden durchgeführt, bevor die offiziellen Diagnosekriterien vorlagen. Im Moment geht man davon aus, dass 1,4 Prozent der Bevölkerung im Lauf ihres Lebens an Dermatillomanie erkranken. Wenn man sich aber anschaut, wie viele Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt darunter leiden, findet man deutlich höhere Raten; zum Teil erreichen sie fünf bis zehn Prozent. Dass es hier so große Unterschiede gibt, liegt unter anderem an der Studienqua­lität. Es zeigt aber auch, dass es vermutlich weit mehr Leute betrifft, als man annimmt. Um herauszufinden, wie viele genau das sind, braucht es noch weitere Studien…

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