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Soziologie: Vielfalt der Familie: Problem, Herausforderung, Chance

In den letzten Jahrzehnten haben sich neue Familienformen etabliert. Sozial- und Familienpolitiker orientieren sich aber nach wie vor an der traditionellen Institution der Ehe. Doch wegen der in Kindheit und Alter anfallenden Betreuungsaufgaben müssen sie dringend umdenken.
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Zwei Frauen lieben einander und entscheiden sich für ein gemeinsames Leben, wollen dabei aber auf Mutterschaft nicht verzichten. Dank der Möglichkeit, eine Lebenspartnerschaft eintragen zu lassen, anonymisierten Samenbanken und In-vitro-Fertilisation sind das heutzutage in der Bundesrepublik durchaus erfüllbare Wünsche. Die Kinder wachsen dann unter der Obhut der gleichgeschlechtlichen Eltern als Geschwister auf, ohne biologisch miteinander verwandt zu sein. Ihre beste Freundin hingegen lebt in einer traditionellen Kleinfamilie, in der die leiblichen Eltern verheiratet sind und einen gemeinsamen Haushalt führen. Ein anderer Spielkamerad wiederum kommt aus einer Patchworkfamilie oder ist von einem kinderlosen Paar adoptiert worden.

Schon jetzt erscheint unsere soziale Welt vielfältig, mit Stief-, Patchwork- oder Ein-Eltern-Familien als Varianten des traditionellen Modells. Gesetzgeber und soziale Einrichtungen wie Krankenkassen und Versicherungen stellen sie jedoch vor erhebliche Probleme, denn diese orientieren sich noch weit gehend an der althergebrachten Form des Zusammenlebens. Um beim obigen Beispiel zu bleiben: Wenn eine der homosexuellen Mütter eines fernen Tages stirbt, wie sind dann die Pflege im Alter, Erbschaft und Unterstützung zwischen der Witwe und der nichtleiblichen Tochter geregelt?

Familie war bis ins 20. Jahrhundert unhinterfragt die mit der Heirat beschlossene Gemeinschaft zwischen Mann und Frau und den darin geborenen Kindern. Rechtlich wurde nur sie geschützt. Andere Lebensformen waren selten akzeptiert, mitunter gesetzlich verboten und sozial geächtet. Homosexualität etwa war hier zu Lande bis in die 1970er Jahre strafbar. Die Möglichkeit einer eingetragenen Lebenspartnerschaft als rechtliches Äquivalent zu der heterosexuellen Ehe wurde am 1. August 2001 in Deutschland rechtskräftig. Laut einem Mikrozensus von 2010 hatten immerhin 19 000 Paare dieses Angebot genutzt. Heute kaum noch vorstellbar ist, dass man noch vor wenigen Jahrzehnten Müttern unehelich Geborener die Befähigung absprach, ein Kind überhaupt erziehen zu können...

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  • Quellen

Beier, L. et al.: Familyplatform. Existential Field 1: Family Structures & Family Forms in the European Union – An Overview of Major Trends and Developments. Working Report, 2010.

Haberkern, K. et al.:The Role of the Elderly as Providers and Recipients of Care. In: OECD 2012: The Future of Families to 2030. OECD Publishing, Paris 2012. DOI: 10.1787/9789264168367-6-en

Igel, C.: Großeltern in Europa. Generationensolidarität im Wohlfahrtsstaat. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2. Auflage 2011

Schulz, S.: Intergenerationale Scheidungstransmission und Aufwachsen in Stieffamilien. Gibt es den Transmissionseffekt auch bei Stiefkindern? In: Zeitschrift für Familienforschung 1/2009, S. 5 – 29

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