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Evolution: Der unwahrscheinliche Triumph der Dinosaurier

War den Dinosauriern die Vorherrschaft im Erdmittelalter quasi vorbestimmt? Neue Fossilien und Analysen zeichnen ein anderes Bild: Der Anfang der »schrecklichen Echsen« verlief vermutlich viel bescheidener.
Künstlerische Darstellung einer möglichen Jagdszene zur Triaszeit

Um die Jahrtausendwende, als ich mich als Teenager zum ersten Mal für Fossilien begeisterte, baute das Field Museum in Chicago sein Brachiosaurus-Skelett ab und stellte dafür einen Tyrannosaurus rex auf. Damit wurde eine Dinosaurierikone gegen eine andere ausgetauscht: Der Pflanzen fressende Koloss, der einst das Gewicht von mehr als zehn Elefanten auf die Waagschale gebracht hatte und dessen Hals sich in einem eleganten Bogen weit über die Zuschauergalerie im zweiten Stock des Museums erstreckte, musste weichen. An seine Stelle trat das größte Landraubtier aller Zeiten – eine Bestie von den Ausmaßen eines Omnibusses, die einst mit ihren Zähnen, so groß wie Eisenbahnnägel, die Knochen ihrer Beute zermalmt hatte.

Diese Tiere beflügelten meine Fantasie. Ich besuchte sie, so oft ich meine Eltern überreden konnte, die mehr als 100 Kilometer lange Autofahrt nach Chicago zu unternehmen. Unter den riesigen Skeletten zu stehen, war berauschend: Ihre Größe, ihre Kraft, ihr Körper erschienen so fremdartig im Vergleich zu allen heute lebenden Tieren. Kein Wunder, dass sie mehr als 150 Millionen Jahre lang die Erde beherrschten; sie waren einfach großartig.

Aber wie schafften die Dinosaurier das? Über diese Frage dachte ich in meinem jugendlichen Elan kaum nach. So wie ich mir nicht richtig vorstellen konnte, dass meine Eltern auch einmal so jung waren wie ich, so ging ich einfach davon aus, dass die Dinosaurier irgendwann in ferner Vergangenheit als Riesen mit langem Hals und spitzen Zähnen auf der Bildfläche erschienen waren. Damals wusste ich noch nicht, dass ich damit ziemlich nah bei der Meinung lag, die dazu während des späten 20. Jahrhunderts in der Wissenschaft vorherrschte: Die Dinosaurier, so die allgemeine Ansicht, waren etwas Besonderes – ausgestattet mit überragender Stärke, Gewandtheit und Geschwindigkeit, so dass sie ihre anfänglichen Rivalen leicht überwanden und rasch ihre Herrschaft über die ganze Erde ausbreiteten.

In den vergangenen 15 Jahren jedoch erschütterten eine Fülle an weltweit entdeckten Fossilien, neue Erkenntnisse über die Umweltbedingungen der ersten Dinosaurier sowie verbesserte evolutionsbiologische Verfahren diese Vorstellung …

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  • Quellen und Literaturtipp

Quellen

Baron, M. G. et al.: A new hypothesis of dinosaur relationships and early dinosaur evolution. Nature 543, 2017

Brusatte, S. L. et al.: Superiority, competition, and opportunism in the evolutionary radiation of dinosaurs. Science 321, 2008

Brusatte, S. L. et al.: The origin and early radiation of dinosaurs. Earth-Science Reviews 101, 2010

Brusatte, S. L. et al.: Footprints pull origin and diversification of dinosaur stem lineage deep into Early Triassic. Proceedings of the Royal Society B 278, 2011

Brusatte, S. L.: et al.: A new species of Metoposaurus from the Late Triassic of Portugal and comments on the systematics and biogeography of metoposaurid temnospondyls. Journal of Vertebrate Paleontology, e912988, 2015

Langer, M. C. et al.: Untangling the dinosaur family tree. Nature 551, 2017

Seeley, H. G.: On the classification of the fossil animals commonly named Dinosauria. Proceedings of the Royal Society of London 43, 1888


Literaturtipp

Brusatte, S. L.: Aufstieg und Fall der Dinosaurier. Eine neue Geschichte der Urzeitgiganten. Piper, 2018
Stephen Brusatte erzählt die Geschichte von den ersten Riesenechsen bis zu ihrem Aussterben.

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