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Telomere: Spuren, die das Leben schrieb

Mit dem Medizin-Nobelpreis 2009 würdigte die Schwedische Akademie der Wissenschaften die Entdeckung der Telomere – jener Endstücke der Chromosomen, die für die Teilungsfähigkeit der Zellen entscheidend sind. Der Biologe Alexander Kotrschal von der Universität Bern erklärt, warum diese DNA-Abschnitte etwas darüber verraten, wie viel Stress ein Mensch in seinem Leben erlitt.
Schützendes Ende
Sind Sie oft gestresst? Dann ist Ihr biologi­sches Alter womöglich um einiges höher als Ihr chronologisches. Was das heißt? Nun, das chronologische Alter eines Menschen meint einfach die Zahl seiner Lebensjahre. Das biologische dagegen beschreibt dessen körperliche und geistige Verfassung.
Biologisches und chronologisches Alter müssen nicht unbedingt übereinstimmen. Das erkennt man etwa daran, dass eine gesunde Lebensweise mit bewusster Ernährung und regelmäßiger Bewegung den Organismus zu einem gewissen Grad vor altersbedingtem Abbau schützen kann. Umgekehrt beschleunigen andere Faktoren die Talfahrt – allen voran psychische Dauerbelastung.
Gibt es messbare, biologische Anzeichen für den im Lauf des Lebens erlittenen Stress eines Menschen? Ein vermeintlicher Kandidat ist das von der Nebennierenrinde produzierte Hormon Cortisol. Es lässt sich zwar mit einem Bluttest leicht bestimmen, allerdings unterliegt seine Konzentration großen individuellen Schwankungen und kann binnen weniger Minuten um ein Vielfaches ansteigen oder sinken. Cortisol macht in brenzligen Situationen rasch Energie für den Organismus verfügbar. Entsprechend treten typische Stressreaktionen auf. Blutdruck und Herzfrequenz steigen, wir werden unruhig und beginnen zu schwitzen. Ein bestimmtes Profil der Cortisolwerte kennzeichnet also eine kurzzeitige Belastung, über länger andauernden oder chronischen Stress kann es jedoch nichts aussagen.
In unserem Erbgut gibt es allerdings sehr wohl Marker, die etwas über das biologische Alter sowie über erlebten Stress verraten: die Telomere ...

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  • Quellen
Cawthon, R. M. et al.:Association between Telomere Length in Blood and Mortality in People Aged 60 Years or Older. In: The Lancet 361(9355), S. 393-395, 2003.

Cherkas, L. F. et al.:The Effects of Social Status on Biological Aging as Measured by White-Blood-Cell Telomere Length. In: Aging Cell 5(5), S. 361-365, 2006.

Damjanovic, A. K. et al.:Accelerated Telomere Erosion Is Associated with a Declining Immune Function of Caregivers of Alzheimer's Disease Patients. In: Journal of Immunology 179(6), S. 4249-4254, 2007.

Epel, E. S. et al.:Accelerated Telomere Shortening in Response to Life Stress. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 101(49), S. 17312-17315, 2004.

Epel, E. S.:Telomeres in a Life-Span Perspective: A New "Psychobiomarker"? In: Current Directions in Psychological Science 18(1), S. 6-10, 2009.

Ilmonen, P. et al.:Telomere Attrition Due to Infection. In: Public Library of Science One 3(5), e2143, 2008.

Kotrschal, A. et al:Stress Impacts Telomere Dynamics. In: Biology Letters 3(2), S. 128-130, 2007.

Ornish, D. et al.:Increased Telomerase Activity and Comprehensive Lifestyle Changes: a Pilot Study. In: The Lancet Oncology 9(11), S. 1048-1057, 2008.

Sekoguchi, S. et al.:Role of Cell-Cycle Turnover and Oxidative Stress in Telomere Shortening and Cellular Senescence in Patients with Chronic Hepatitis C. In: Journal of Gastroenterology and Hepatology 22(2), S. 182-190, 2007.

Zeichner, S. L. et al.:Rapid Telomere Shortening in Children. In: Blood 93(9), S. 2824-2830, 1999.

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