Ein Lava speiender Vulkan, verzweifelt umherirrende Menschen, in Asche versinkende Mosaike – das sind die Bilder, die das Stichwort Pompeji wachruft, Momentaufnahmen aus dem Jahr der Zerstörung 79 n. Chr. Wie aber müssen wir uns die Zeit davor ausmalen, als in Schänken und Villen, in Werkstätten und Herbergen noch reges Treiben herrschte? Mehr noch: als Pompeji ein unbedeutender Ort war, der seine schillernde Zukunft noch vor sich hatte?

Jahrhundertelang wurde dort gelebt und geliebt, geboren und gestorben. Gemeinsam mit meinem Kollegen Damian Robinson suche ich seit 1994 nach Spuren tief unter den Ablagerungen des Vulkans. Es wäre vermessen, dabei ganz Pompeji im Visier zu haben, vielmehr erforschen wir die Geschichte eines einzelnen Häuserblocks an der Via Consolare im Nordwesten der Stadt. Wir waren dort zwar nicht die ersten Ausgräber – schon seit dem 18. Jahrhundert liegen Mauern, Wandmalereien und Mosaikböden frei und sind Wind und Wetter ausgesetzt. Doch wo keine Fußböden mehr erhalten blieben, dürfen wir vorbehaltlos in die Tiefe graben. Überdies erzählt auch verfallenes Mauerwerk viel über die Baugeschichte.