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Blick in die Forschung: Im Bild: Sterngeburt im Schlangenträger

In etwa 390 Lichtjahren Entfernung befindet sich im Sternbild Schlangenträger (lateinisch: Ophiuchus) eine besondere Region in der Nähe des Sterns Rho Ophiuchi, die eine wahre stellare Brutstätte darstellt. Sie ist die am nächsten zu uns gelegene Sternenschmiede. Mit dem James Webb Space Telescope (JWST) gelangen jüngst Bilder im Nahinfrarot bei fünf unterschiedlichen Wellenlängen. Dabei wurden den kürzesten Wellenlängen von 1,9 und 2,0 Mikrometer Blau beziehungsweise Hellblau zugewiesen, Zyan steht für 3,4 Mikrometer, Gelb für 4,4 Mikrometer und Rot für 4,7 Mikrometer. Die Aufnahme ist somit ein Falschfarbenbild. Die dargestellte Region erstreckt sich über 0,7 Lichtjahre.
Sterngeburt, Schlangenträger

In etwa 390 Lichtjahren Entfernung befindet sich im Sternbild Schlangenträger (lateinisch: Ophiuchus) eine besondere Region in der Nähe des Sterns Rho Ophiuchi, die eine wahre stellare Brutstätte darstellt. Sie ist die am nächsten zu uns gelegene Sternenschmiede. Mit dem James Webb Space Telescope (JWST) gelangen jüngst Bilder im Nahinfrarot bei fünf unterschiedlichen Wellenlängen. Dabei wurden den kürzesten Wellenlängen von 1,9 und 2,0 Mikrometer Blau beziehungsweise Hellblau zugewiesen, Zyan steht für 3,4 Mikrometer, Gelb für 4,4 Mikrometer und Rot für 4,7 Mikrometer. Die Aufnahme ist somit ein Falschfarbenbild. Die dargestellte Region erstreckt sich über 0,7 Lichtjahre.

Rechts und oberhalb von der Bildmitte zeigen sich zahlreiche rötlich erscheinende Gasstrahlen, die von sehr jungen Sternen ausgestoßen werden. Sie sind gerade dabei, sich aus den Kokons aus Gas und Staub zu befreien, in denen sie sich gebildet haben. Insgesamt 50 Jungsterne – jeder von ihnen mit maximal einer Sonnenmasse – lassen sich in diesem Sternhaufen nachweisen. Die Gasstrahlen (Jets) bestehen überwiegend aus molekularem Wasserstoff, der in Richtung der Rotationspole der jungen stellaren Objekte freigesetzt wird. Solche Erscheinungen sind vergleichsweise kurzlebig. Sie zeigen an, dass die betreffenden Sterne noch nicht ihren Platz auf der Hauptreihe des Hertzsprung-Russell-Diagramms eingenommen haben. Diese Entwicklungsstufe wird als T-Tauri-Phase bezeichnet. Sie ist benannt nach dem Prototyp, dem veränderlichen Stern T im Sternbild Stier (lateinisch: Taurus). Der dunkle Bereich nahe der Bildmitte ist eine besonders dichte Staubwolke, in deren Inneres sogar das JWST nicht hineinblicken kann. In ihm befinden sich Protosterne, die sich in einer noch früheren Entwicklungsphase befinden und noch dabei sind, Materie aus ihrer Um­gebung aufzusammeln.

Die helle Region links unterhalb der Bildmitte entstand durch den Stern S1, der eine deutlich höhere Masse als die Sonne aufweist. Er ist erheblich heißer als unser Zentralgestirn und setzt somit wesentlich mehr Strahlung frei. Er hat bereits die ihn umgebende Hülle aus Gas und Staub weitgehend aufgelöst und erzeugt auch einen kräftigen Sternwind, der die Wolke zusätzlich auseinanderbläst. Die hier gelb leuchtenden Gas- und Staubmassen um S1 enthalten größere Mengen an organischen Molekülen, darunter auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, deren Molekülstrukturen Ringe aus Kohlenstoffatomen aufweisen. Solche Moleküle finden sich in praktisch allen jungen Sternentstehungsregionen.

Die Himmelsregion um Rho Ophiuchi erscheint im sichtbaren Licht sehr bunt und wird daher auch gerne von Amateurbeobachtern fotografiert. Der namensgebende Stern befindet sich oberhalb des hier gezeigten Bildausschnitts im sonst eher unauffälligen Sternbild Schlangenträger.

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