GEDÄCHTNIS: Stopptaste im Gehirn
Gerade noch war der Gedanke da, dann kam die Ablenkung, jetzt ist er weg. An diesem "Verlieren des Fadens" ist offenbar dasselbe Hirnareal beteiligt, das in überraschenden Momenten unsere Körperbewegungen stoppt, wenn wir beispielsweise den Fahrstuhl verlassen und uns abrupt jemand entgegentritt. Es handelt sich um den Nucleus subthalamicus im Zwischenhirn.
Neurowissenschaftler um Jan Wessel von der University of Iowa (USA) zeichneten während eines Gedächtnistests die Hirnströme von 20 gesunden Probanden und sieben Parkinsonpatienten auf. Bei den Ersten taten sie das per Elektroenzephalografie (EEG) – bei den Zweiten hingegen über Elektroden, die zu therapeutischen Zwecken ins Gehirn eingesetzt worden waren, was eine Zuordnung der gemessenen Signale zu Hirnarealen erlaubte. Alle Teilnehmer mussten Buchstabenfolgen aus dem Gedächtnis heraus vergleichen. Dabei bekamen sie mitunter einen ablenkenden Reiz in Form überraschenden Vogelgezwitschers vorgespielt.
Wie die Messungen belegten, lässt die Ablenkung den Nucleus subthalamicus aktiv werden. Je stärker der Effekt ausfällt, desto weniger können sich die entsprechenden Teilnehmer hinterher an die Buchstabenfolgen erinnern. Zudem ähneln die Hirnsignale, die als Reaktion auf den Ablenkungsreiz auftreten, jenen bei einem plötzlichen Bewegungsstopp. Demzufolge liegen dem "Verlieren des Fadens" die gleichen Hirnvorgänge zu Grunde wie dem motorischen Innehalten in überraschenden Situationen.
Bereits zuvor hatten die Wissenschaftler zeigen können, dass der Nucleus subthalamicus reflexartige Bewegungsstopps vermittelt. Symptome der Parkinsonkrankheit lassen sich lindern, indem man diese Hirnregion mit Elektroden stimuliert.
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