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Gedächtnis: Stressige Lektionen

Psychischer Druck kann Menschen vergesslich machen. Manchmal beflügelt er aber auch unser Erinnerungsvermögen. Der Biologe Mathias V. Schmidt und der Psychologe Lars Schwabe ergründen, wie Stress Lernvorgänge beeinflusst.
Rauchende Köpfe
Noch fünf Minuten bis zur Abfahrt des Zugs. Das Taxi bleibt an der roten Ampel stehen. Jetzt bloß keine weitere Verzögerung – ich darf nicht schon wieder zu spät kommen! Da vorn ist der Bahnhof. Warum muss das hier vor den Feiertagen auch immer so voll sein? Schnell zum Bahnsteig gerannt. Der Schaffner gibt bereits das Signal zur Abfahrt. Mein Herz rast. Schweißtropfen stehen mir auf der Stirn. Ich sinke in den Sitz. Gerade noch geschafft!
Kennen Sie solche Situationen? Ob in Form von Zeitnot, Konkurrenzdruck oder kritischen Bewertungen durch Mitmenschen – Stress gehört für die meisten von uns zum Alltag. Er aktiviert biologische Systeme, die sich in ähnlicher Form bei allen Wirbeltieren finden. Als Hauptdarsteller agieren dabei die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol. Sie entfalten im Körper verschiedene Wirkungen, die allesamt darauf ausgerichtet sind, eine akute, schwierige Situation zu meistern. Hierzu zählen beispielsweise die Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems oder die Beschleunigung der Atmung. Stress vermag jedoch noch mehr: Er beeinflusst auch Lernen und Gedächtnis.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an manche Prüfung in der Schule oder während des Studiums ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum Kompakt – Stress und Entspannung

Stress gehört für die Meisten zum Alltag dazu. Seine Auswirkungen auf Körper und Persönlichkeit werden aber oft unterschätzt. Vom Downshifting, über Achtsamkeitsübungen bis zum Katzenkuscheln gibt es viele Methoden zur Stressbewältigung. Aber hilft schon ein Urlaub? Und was bringt die Viertagewoche?

Spektrum Gesundheit – Stress im Bauch – Reizdarm verstehen, Darmgesundheit fördern

Ein Reizdarm ist keine Kopfsache – sondern ein Zusammenspiel von Darm, Hirn und Umwelt. In dieser Ausgabe erfahren Sie, was hinter den Beschwerden steckt, was Betroffenen helfen kann und welche Rolle dabei Mikrobiom-Tests spielen. Außerdem: Start der Serie »Deutschlands Drogenproblem« und mehr.

  • Quellen
Bisaz, R. et al.:Learning under Stress: A Role for the Neural Cell Adhesion Molecule NCAM. In: Neurobiology of Learning and Memory 91(4), S. 333-342, 2009.

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Diamond, D. M. et al.: Psychological Stress Impairs Spatial Working Memory: Relevance to Electrophysiological Studies of Hippocampal Function. In: Behavioral Neuroscience 110(4), S. 661-672, 1996.

Joels, M. et al.:Learning under Stress: How Does it Work? In: Trends in Cognitive Sciences 10(4), S. 152-158, 2006.

Kim, J. J. et al.:Behavioral Stress Modifies Hippocampal Plasticity through N-Methyl-D-Aspartate Receptor Activation. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 93(10), S. 4750-4753, 1996.

Kuhlmann, S. et al.:Impaired Memory Retrieval after Psychosocial Stress in Healthy Young Men. In: The Journal of Neuroscience 25(11), 2977-2982, 2005.

Morris, R.:Developments of a Water-Maze Procedure for Studying Spatial Learning in the Rat. In: Journal of Neuroscience Methods 11(1), S. 47-60, 1984.

Oitzl, M. S., de Kloet, E. R.: Selective Corticosteroid Antagonists Modulate Specific Aspects of Spatial Orientation Learning. In: Behavioral Neuroscience 106(1), S. 62-71, 1992.

de Quervain, D. J.-F. et al.: Acute Cortisone Administration Impairs Retrieval of Long-Term Declarative Memory in Humans. In: Nature Neuroscience, 3(4), 313-314, 2000.

Sterlemann, V. et al.:Chronic Social Stress during Adolescence Induces Cognitive Impairment in Aged Mice. In: Hippocampus 10.1002/hipo.20655, 2009.

Schwabe, L. et al.:Stress Modulates the Use of Spatial and Stimulus-Response Learning Strategies in Humans. In: Learning & Memory, 14(1-2), S. 109-116, 2007.

Schwabe, L., Wolf, O. T.:Stress Prompts Habit Behavior in Humans. In: The Journal of Neuroscience 29(22), S. 7191-7198, 2009.

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