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Sprache: Substantive bremsen den Redefluss

Substantive bremsen im Vergleich zu Verben offenbar den Redefluss aus. Darauf deutet eine Studie von Wissenschaftlern um Frank Seifart von der Universität zu Köln hin. Seifart und seine Kollegen untersuchten Tonaufnahmen von Sprecherinnen und Sprechern neun verschiedener Sprachen, darunter Englisch und Niederländisch, aber auch solche, die nur im Amazonasregenwald, dem Himalaja und der Kalahariwüste gesprochen werden. Dabei erfassten sie unter anderem, wie viele Laute pro Sekunde die Sprecher äußerten und an welchen Stellen sie kurz ins Stocken gerieten.

Trotz der großen Vielfalt stießen die Forscher auf ein durchgängiges Muster: Vor Substantiven wie beispielsweise "Freund" verlangsamte sich häufiger das Sprechtempo als vor Verben wie "kommen" – und zwar unabhängig davon, ob die Probanden etwa Chintang oder Niederländisch sprachen. Zudem legten die Sprecher vor solchen Wörtern eher Pausen ein oder nutzten Fülllaute wie "hm" oder "äh". Eine Ausnahme stellte lediglich Englisch dar: Zwar sprachen die Teilnehmer auch hier vor Substantiven oftmals langsamer, sie machten jedoch weniger Pausen vor solchen Wörtern als vor Verben.

Seifart glaubt, dass die Unterschiede im Sprechtempo mit dem Informationsgehalt zusammenhängen, den Substantive und Verben üblicherweise transportieren. "Substantive sind schwieriger zu planen, weil sie normalerweise nur verwendet werden, wenn sie neue Informationen beinhalten", so der Forscher. In anderen Fällen würden sie meist durch Pronomen wie "er", "sie" oder "dieser" ersetzt – oder gleich ganz weggelassen.

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  • Quelle
PNAS 115, S. 5720–5725, 2018
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