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Interview: "Suche nach der Stellschraube im Stoffwechsel"

Dank einer Art "Rasterfahndung" im menschlichen Genom haben Forscher in jüngster Zeit einige Risikogene für Schizophrenie entdeckt. Lassen diese auf die Entstehungs­mechanismen der Erkrankung schließen? Ein Gespräch mit der Medizinerin ­Marcella Rietschel vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim
Marcella Rietschel
Frau Professor Rietschel, Mediziner und Neurobiologen haben in den letzten Jahren etliche Genvarianten und Hirnanomalien entdeckt, die mit Schizophrenie einhergehen. Lässt sich anhand solcher biologischen Daten vorhersagen, ob jemand an dieser Störung erkranken wird?
Nein, man findet zwar systematische Unterschiede zwischen großen Stichproben von Gesunden und Erkrankten, aber da wir bei dieser Forschung immer nur Mittelwerte vergleichen und die Unterschiede sehr klein sind, kann man für den Einzelnen nicht vorhersagen, ob er ­erkranken wird. Jemand kann also biologisch ­gesehen die ungünstigsten Voraussetzungen mitbringen und dennoch zeitlebens gesund bleiben. Wenn zum Beispiel ein erstgradig Verwandter an Schizophrenie erkrankt ist, liegt die Chance, gesund zu bleiben, immer noch bei 90 Prozent. Umgekehrt können zum Beispiel Hirnscans eines schizophrenen Patienten völlig unauffällig aussehen. Die Diagnose wird heute immer noch ausschließlich anhand klinischer Symptome erstellt ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Neurodiversität: Eine neue Sicht auf die Vielfalt unseres Denkens

Mit dem Begriff Neurodiversität beschreibt die Wissenschaft die natürliche Vielfalt unseres Denkens – und eröffnet neue Perspektiven auf Autismus, ADHS & Co. Aber warum ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Diagnosen so deutlich gestiegen? Unsere Titelgeschichten gehen dieser Frage nach und beleuchten medizinische Ursachen ebenso wie gesellschaftliche Einflüsse und geschlechterspezifische Unterschiede. Erfahren Sie zudem im Interview mit Molekularbiologe Prof. Thomas Bourgeron, welche Rolle genetische Faktoren bei der Ausprägung und Diagnostik neurodiverser Eigenschaften spielen. Auch soziale Ungleichheit steht im Fokus dieser Ausgabe, denn neue Studien zeigen, wie sie politische Einstellungen beeinflusst und was Menschen dazu bringt, autoritäre Persönlichkeiten zu wählen. Daneben erklärt Maren Urner im Interview, was die ständige digitale Reizflut mit unserem Gehirn macht – und weshalb Langeweile gut für die mentale Gesundheit ist. Zudem berichten wir, warum Antidepressiva oft nicht wirken und welcher Weg zu einer maßgeschneiderten Therapie führen kann.

Spektrum der Wissenschaft – Präzision statt Zufall – Genomeditierung revolutioniert Pflanzenzucht

Seit der Mensch Pflanzen anbaut, versucht er auch, Erträge und/oder Widerstandskraft durch Zucht gezielt zu optimieren. Was zunächst als simple Auslese begann, hat sich unter anderem dank der Fortschritte in der Molekularbiologie längst deutlich erweitert. Doch Methoden, bei denen ins Erbgut der Gewächse eingegriffen wird, wecken bei vielen Menschen Bedenken und stellen auch die Gesetzgebung vor Herausforderungen. Wie präzise die neueren Verfahren sind und welche Regelungen derzeit gelten oder diskutiert werden, erfahren Sie in unserem Titelthema. Weitere Themen: Im Notfall kann die Wasserversorgung schnell an ihre Grenzen kommen – eine große Aufgabe für den Katastrophenschutz. Was können Klimaforschende aus historischen Daten zur Weinqualität in Europa über die Vergangenheit lernen, und warum schmeckt alkoholfreier Wein so anders als solcher mit Alkohol? Außerdem gehen wir der Frage nach, was Fischschwärme, Hirnströme und Supraleitung gemeinsam haben und wie Emergenz diese Komplexität erklären könnte.

Spektrum Kompakt – Paläogenetik

Uralte DNA auf Fossilien kann längst vergessene Geheimnisse und Verhältnisse lüften. Durch die Paläogenetik weiß man beispielsweise, wann Neandertaler und Homo sapiens erste gemeinsame Nachkommen zeugten. Neue Analyseverfahren genetischer Überreste erzählen so die Menschheitsgeschichte im Detail.

  • Literaturtipps
Rietschel, M.: Genetik schizophrener Störungen. In: Forum Neuroscience Schizophrenie. Thieme, Stuttgart 2006.

Kircher, T., Gauggel, S.: Neuropsychologie der Schizophrenie. Springer, Heidelberg 2008.

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