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Supervulkan: Inferno aus der Tiefe

Unter Chile könnte sich etwas Verheerendes zusammenbrauen: ein Supervulkan, der mit seinem kühlen Innen­leben alle bisherigen Erkenntnisse über die Triebfedern gewaltiger Eruptionen auf den Kopf stellt.
Rhyolith

Eine Ehrfurcht gebietende Landschaft offenbart die bewegte Geschichte der Vulkanregion um die Laguna del Maule in Chile. Etwa 50 Lavaströme, von denen sich einzelne über zig Quadratkilometer hinweg in der nackten Landschaft erstrecken, und 70 gigantische Felder mit Ascheablagerungen umringen dort einen 54 Quadratkilometer großen, eisblauen See. Nur vom Hubschrauber aus lassen sich die gewaltigen Ausmaße des Vulkanfelds wirklich erfassen, sagt der amerikanische Geologe Brad Singer, der seit 20 Jahren in diesem Gebiet forscht. Dann wird deutlich, dass sich an der Laguna del Maule die weltgrößten Vorkommen von jungem Rhyolith befinden, einem Gestein, das in seiner flüssigen, magmatischen Form besonders explosiv und gefährlich ist.

Geologen halten die Ablagerungen für das Werk von 25 bis 30 verschiedenen Vulkanen, die in den vergangenen 20 000 Jahren ausgebrochen sind. Diese Vorgeschichte erinnert auf unheilvolle Weise an die Long Valley Caldera in Kalifornien: Dort riss, zusätzlich zu einer ganz gewöhnlichen Explosionsserie, ein einzelner, gigantischer Vulkan vor etwa 765 000 Jahren ein 500 Quadratkilometer großes Loch in die Landschaft. Darüber hinaus beobachten Wissenschaftler seit etwa zehn Jahren, dass sich der Boden unter der Laguna del Maule verdächtig aufwölbt. Der Schluss der Experten: In der Region könnte der nächste Supervulkan der Erde heranwachsen.

Supervulkanen wohnen mit die zerstörerischsten Kräfte auf unserem Planeten inne. Bei einer einzigen Eruption schleudern sie mindestens 1000 Kubikkilometer Lava und Asche in die Luft. Das ist 2500-mal so viel Gesteinsmaterial, wie der Mount St. Helens im US-Bundesstaat Washington bei seinem verheerenden Ausbruch 1980 ausspuckte. Karten der unterirdischen Magmakammer der Laguna del Maule zeigen, dass deren Größe bereits jetzt ausreicht, um eine solche Menge an Material freizusetzen – falls der Vulkan alles auf einmal in die Luft schleudert. Und selbst wenn sich das System in einer Serie kleinerer Ausbrüche abreagieren sollte, sieht es verdächtig nach den Riesen aus, die vor unserer Zeit aktiv waren …

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  • Literaturtipp und Quellen

Quellen

Andersen, N. L. et al.: Petrochronologic perspective on rhyolite volcano unrest at Laguna del Maule, Chile. Earth and Planetary Science Letters 493, 2018

Andersen, N. L. et al.: Incremental heating of Bishop Tuff Sanidine reveals preeruptive radiogenic Ar and rapid remobilization from cold storage. PNAS 114, 2017

Cooper, K. M., Kent, A. J. R.: Rapid remobilization of magmatic crystals kept in cold storage. Nature 506, 2014

Rubin, A. E. et al.: Rapid cooling and cold storage in a silicic magma reservoir recorded in individual crystals. Science 356, 2017

Literaturtipp

Bindeman, I. N.: Die Urgewalt der Supervulkane. Spektrum der Wissenschaft 8/2006, S. 38–45

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