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PLANETOLOGIE: Taumelnder Pluto

Der Zwergplanet Pluto könnte in der Vergangenheit um bis zu 60 Grad gekippt sein, einhergehend mit einer Wanderung seiner Pole. Zwei Forschergruppen entnehmen das ihrer Analyse einer der markantesten Strukturen auf dem Zwergplaneten, der Eisebene Sputnik Planitia, die man wegen ihres Aussehens auch "Herz von Pluto" nennt. Beide Teams gehen davon aus, Sputnik Planitia sei der Rest eines großen Einschlagbeckens, das vor mehr als vier Milliarden Jahren entstand. Damals prallte wohl ein größerer Bolide auf den Pluto und hinterließ einen riesigen Krater, der sich später infolge geologischer Aktivitäten verformte. Heute befindet sich dort eine rund 1000 Kilometer große Senke. In ihr haben sich gewaltige Mengen an Stickstoff-, Methan- und Kohlenstoffmonoxideis abgelagert – vermutlich mehrere Kilometer dick.

Die Eismassen müssen ein beträchtliches Gewicht haben und dürften Pluto damit eine Unwucht verleihen. Wahrscheinlich führte das in den zurückliegenden Jahrmilliarden dazu, dass sich der Himmelskörper neu ausrichtete – und zwar so, dass Sputnik Planitia an die so genannte Gezeitenachse heranrückte, die Pluto mit seinem Hauptmond Charon verbindet. Beide Himmelskörper befinden sich heute in einer Hantelrotation, wenden sich also immer die gleiche Seite zu, weil ihre Eigenrotationen exakt so lang dauern wie ein Umlauf um ihren gemeinsamen Schwerpunkt, nämlich rund 6,4 Tage.

Im Zuge dieser Neuausrichtung drehte sich Pluto um schätzungsweise 60 Grad gegenüber der Rotationsachse. Seine Kruste muss dabei unter erhebliche Spannung geraten und aufgerissen sein. Das erklärt die weit verzweigten Verwerfungen und Grabenbrüche, die auf der Oberfläche des Zwergplaneten zu sehen sind. Wie dieses Netzwerk von Bruchlinien entstand, konnte eines der beiden Forscherteams im Computermodell nachvollziehen. Unklar ist jedoch, welche Rolle ein mutmaßlicher Ozean spielte, der sich 150 bis 200 Kilometer unter Plutos Oberfläche befinden soll. Indizien dafür, dass er existiert, waren erst vor wenigen Monaten entdeckt worden.

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  • Quellen

Nimmo, F. et al.: Reorientation of Sputnik Planitia Implies a Subsurface Ocean on Pluto. In: Nature 540, S. 94 – 96, 2016

Keane, J. T. et al.: Reorientation and Faulting of Pluto Due to Volatile Loading Within Sputnik Planitia. In: Nature 540, S. 90 – 93, 2016

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