Direkt zum Inhalt

Geistesblitze - Hirnforschung: Temperaturfühler im Kopf

Unser Wärmeregulationszentrum liegt im Zwischenhirn und hält unsere Körpertemperatur nach Möglichkeit konstant auf 37 Grad Celsius. Wie das genau funktioniert, fand jetzt eine Arbeitsgruppe um Jan Siemens von der Universität Heidelberg heraus: So genannte Thermostatzellen im Gehirn empfangen ständig Temperaturinformationen aus dem Körperinneren und sorgen dafür, dass der Körper bei Überhitzung, zum Beispiel nach hohem Fieber, wieder abkühlt.

Die Forscher hatten Nervenzellen untersucht, die aus dem Wärmeregulationszentrum von Mäusen stammten. Sie stellten fest, dass sich ein Ionenkanal namens TRPM2, der in der Membran der Nervenzellen sitzt, je nach Temperatur schließt oder öffnet, um Kalziumionen durchzulassen. Je wärmer es ist, desto mehr Kalzium strömt ein und signalisiert der Zelle damit Handlungsbedarf. Entfernten sie den Kanal, reagierten die Neurone kaum noch auf Temperaturunterschiede – mit schwer wiegenden Folgen: Die Thermostatzellen konnten die erhöhten Körpertemperaturen nicht mehr erkennen und steuerten folglich nicht gegen, so dass die Nager sich stark aufheizten.

Den gegenteiligen Effekt stellten die Wissenschaftler fest, als sie die Zellen künstlich daueraktivierten: Diese sorgten dann dafür, dass sich die Blutgefäße erweiterten und besonders viel Wärme an die Oberfläche drang, wodurch die Mäuse langsam bis auf 27,4 Grad Celsius auskühlten.

Dank TRPM2 in den Thermostatzellen kann vermutlich auch unser Körper bei zu hoher Temperatur die Notbremse ziehen und für Abkühlung sorgen. Die Forscher hoffen, so die Rolle der Körpertemperatur bei verschiedenen Erkrankungen besser zu verstehen. In Zukunft könnte man vielleicht durch Ein- und Ausschalten des körpereigenen Thermostats den Wärmehaushalt nach Bedarf regulieren. (lvd)

Science 10.1126/science.aaf7537, 2016

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.