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Leichenpredigten: Texte für die Ewigkeit

Gedruckte Begräbnisreden sollten im 17. und 18. Jahrhundert die Hinterbliebenen trösten. Heute nutzen Historiker diese Leichenpredigten, etwa um die Wanderrouten von Gesellen der Frühen Neuzeit zu rekonstru­ieren und andere Forschungslücken zu schließen.
Als der Papiermacher Albinus Abt am 31. Oktober des Jahres 1679 in dem Städtchen Lehesten in Thüringen stirbt, hat der 60-Jährige einiges hinter sich. Wie aus der gedruckten, 94-seitigen Leichenpredigt hervorgeht, hat er nach einer entbehrungsreichen Kindheit als junger Mann eine ausgedehnte Gesellenwanderung unternommen. Die Druckschrift, die im Fall von Abt etwa doppelt so lang ist wie im 17. Jahrhundert sonst üblich, gibt ­detailliert Auskunft über die Reiseroute des Hand­werkers, seine Arbeitsbedingungen und Erlebnisse unterwegs.

Die Predigt, die Pfarrer Philipp Kröber bei der Beerdigung in Lehesten hielt, wurde auf das für diese Zeit typische, solide, etwas steife und ein wenig filzartige Papier gedruckt, das Abt selbst hergestellt hatte. Sie ist ein Beispiel für eine Quellengattung, die vor allem in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ihre Blütezeit hatte und bereits 100 Jahre später ihren Niedergang erlebte. Die hohen Kosten für eine übliche Druckauflage von 100 bis 300 Exemplaren konnten sich in der Regel jedoch nur wohlhabende Bürger – zu denen auch Papiermachermeister zählten – und Adelige leisten ...

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