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Therapie: Lieder gegen das Vergessen

Musik kann helfen, die kognitiven Fähigkeiten von Alzheimerpatienten länger zu erhalten.
Seniorin hört Musik

Menschen mit Alzheimerdemenz büßen Schritt für Schritt kognitive und körperliche Fähigkeiten ein. Im Verlauf der Erkrankung verschlechtert sich unter anderem das Gedächtnis, die Sprache wird stockender, und die Patienten verlernen einfache Tätigkeiten wie Kaffeekochen. Hinzu kommen Symptome wie Depression, Apathie, Unruhe und die so genannte Agitation, ein gesteigerter Bewegungsdrang.

Ursache dafür sind Veränderungen im Gehirn, vor allem in bestimmten Bereichen, die für das Gedächtnis und die Sprache wichtig sind. Dort kommt es sowohl zu neuronalen Kommunikationsproblemen als auch zu einem massenhaften Absterben von Nervenzellen.

Der mediale präfrontale Kortex bleibt bei Patienten mit einer Alzheimerdemenz vergleichsweise lange von den pathologischen Veränderungen verschont. 2009 entdeckte Petr Janata von der University of California in Davis, dass diese Hirnregion dann besonders aktiv wird, wenn wir ein uns aus Kinder- oder Jugendtagen bekanntes Lied hören, das mit Erinnerungen verbundene Emotionen weckt. Das erklärt, weshalb es Betroffenen häufig auch im späteren Stadium der Erkrankung gelingt, musikalische Stimuli zu erkennen und ihnen eine Bedeutung zuzuordnen, während sie bei anderen kognitiven Funktionen schon starke Defizite zeigen. Selbst Patienten, die sich sprachlich gar nicht mehr mit den Pflegern oder mit ihren Angehörigen verständigen können, singen manchmal Melodien.

Laut einer Übersichtsarbeit von Claire Hulme und Kollegen von der University of Leeds stellt die Musiktherapie neben körperlichem Training und leichten Berührungen sowie Massagen einen der effektivsten nichtmedikamentösen Behandlungsansätze bei Demenz dar. Sie vermag bestimmte Symptome wie Aggressivität und Agitation zu reduzieren. Andere Studien berichten auch von positiven Effekten der Therapie auf Angst und Depression sowie von einer insgesamt verbesserten Lebensqualität der Patienten ...

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  • Quellen

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Brown, S. et al.: Music-Therapeutic Caregiving: The Necessity of Active Music-Making in Clinical Care. In: The Arts In Psychotherapy 28, S. 125-135, 2001

Chatterton, W. et al.: The Singer or the Singing: Who Sings Individually to Persons with Dementia and what are the Effects? In: American Journal of Alzheimer's Disease and other Dementias 25, S. . 641-649, 2010

El Haj, M. et al.: Effects of Music on Autobiographical Verbal Narration in Alzheimer's Disease. In: Journal of Neurolinguistics 26, S. 691-700, 2013

Götell, E. et al.: The Influence of Singing and Background Music on vocally expressed Emotions and Moods in Dementia Care. In: International Journal of Nursing Studies 46, S. 422-430, 2009

Hulme, C. et al.: Non‐Pharmacological Approaches for Dementia that Informal Carers might try or Access: A Systematic Review. In: International Journal of Geriatric Psychiatry 25, S. 756-763, 2010

Janata, Petr.: The Neural Architecture of Music-Evoked Autobiographical Memories. In: Cerebral Cortex, 10.1093, 2009

Solé, C. et al.: Effects of Group Music Therapy on Quality of Life, Affect, and Participation in People with Varying Levels of Dementia. In: Journal of Music Therapy 51, S. 103-125, 2014

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