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Traumata: Helfer in der Not

"Ärzte ohne Grenzen" hilft Menschen in Krisengebieten, die Folgen von Krieg und Gewalt zu verarbeiten. Unser Autor erfuhr bei seinen Einsätzen, wie stark die Kultur den Umgang mit Leid prägt.
Zwei Männer führen ein psychologisches Beratungsgespräch

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich vernahm seltsame Geräusche im Haus: flüsternde Stimmen, Schritte, ein leises Weinen. Ich blieb eine Weile reglos auf meiner Pritsche liegen und versuchte zu verstehen, was hier gerade passierte. Mein Herz klopfte, und Schweißtropfen traten mir auf die Stirn. Geräuschlos stand ich auf, ging zwei Schritte, so dass ich durch die geöffnete Tür in den Flur blicken konntenbsp;- und erstarrte, als ich die Furcht einflößende Szene sah, die sich dort abspielte.

Drei Männer mit vermummten Gesichtern und Kalaschnikows im Anschlag umringten meine am Boden kniende Kollegin, die gerade mit zitternden Händen versuchte, unseren Safe zu öffnen. Vor Panik wie gelähmt blieb ich im Schutz der Dunkelheit stehen. Ein heldenhafter Rettungsversuch hätte vermutlich ein böses Ende genommen. Eine Waffe ist eine Waffe. Das versteht man erst, wenn man vor ihr steht.

Nach ein paar Minuten verschwanden die Männer schließlich wieder, und wir gewannen die Kontrolle über unser Heim zurück. Am schlimmsten hatte es einen der Wächter erwischt. Er hatte sich geweigert wegzulaufen und war daraufhin von den Eindringlingen mit einem Gewehrkolben niedergeschlagen worden. Nachdem seine Verletzungen versorgt worden waren, ging ich zu ihm, um auch nach möglichen seelischen Wunden zu schauen. Doch er erklärte mir, dass es ihm gut gehe und so ein Überfall für ihn vergleichsweise leicht zu verkraften sei. Unvermittelt sprang er auf und demonstrierte mir mit wilden Gesten und Geräuschen, wie zwei Jahre zuvor die Exekution seiner acht Familienmitglieder abgelaufen war. Er habe das aus nächster Nähe mit ansehen müssennbsp;- aber dank Allahs Hilfe überstanden, so dass er nun wieder ein gutes Leben führen könne. In gelöster Stimmung tranken wir gemeinsam einen Tee. ...

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Spektrum Psychologie – Einsamkeit – Wie wir ihr entkommen

Einsamkeit ist ein stilles, aber weit verbreitetes Phänomen. Unser Titelthema zeigt, wie Sie ihr Schritt für Schritt entkommen können. Außerdem: Tipps für schwierige Gespräche, warum Gen Z Angst vor der Liebe hat, der Auftakt unserer Serie »Dem Glück auf der Spur« und mehr.

Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

Gehirn&Geist – Multiple Persönlichkeit: Was hinter der dissoziativen Identitätsstörung steckt

Manche Menschen scheinen verschiedene Ichs in sich zu tragen, die im Wechsel die Kontrolle über den Körper übernehmen – mit jeweils eigenem Alter, Namen und Geschlecht. Unsere Experten, die zu dissoziativen Phänomenen forschen, stellen die wichtigsten Fakten zur »Multiplen Persönlichkeit« vor. Ergänzend dazu geht die Psychologin Amelie Möhring-Geisler der Frage nach, ob rituelle Gewalt in der Kindheit gezielt Persönlichkeitsspaltungen herbeiführt. In dieser Ausgabe beginnt zudem eine neue Artikelserie zum Thema »Long Covid und ME/CFS«. Im Interview spricht Carmen Scheibenbogen von der Berliner Charité über Ursachen von ME/CFS, den Versorgungsmangel in Deutschland und Hoffnung auf Medikamente. Darüber hinaus berichten wir über das Glücksparadox, das besagt: Je mehr wir dem Glück hinterherjagen, desto weiter entfernt es sich. Wir stellen das Thema psychotherapeutische Patientenverfügung vor, die im psychischen Krisenfall eine große Hilfe sein kann, sowie die noch immer rätselhafte Schmerzerkrankung Fibromyalgie, über deren Ursachen noch viel spekuliert wird.

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