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Genetik: Verändert Vernachlässigung das Hirn?

Bei Mäusejungen lässt mangelnde Fürsorge springende Gene im Gehirn aktiv werden. Das berichten Forscher um Tracy Bedrosian vom Salk Institute. Sie vemuteten bereits seit Längerem, dass die Aktivität von Transposonen – DNA-Abschnitten, die ihre Position im Genom verändern können – in den Hirnzellen von äußeren Einflüssen abhängt. Nun konnten sie zeigen, dass solche Elemente häufiger im Erbgut herumspringen, wenn junge Mäuse weniger intensiv von ihrer Mutter umsorgt werden.

Das Ausmaß der mütterlichen Fürsorge, die ein junges Tier erfahren hat, korreliert mit typischen Verhaltensmustern im Erwachsenenalter: Weniger umsorgte Nager sind stressanfälliger und nicht so erkundungsfreudig. Die Forscher zeigten jetzt, dass bei solchen Tieren im Hippocampus deutlich mehr so genannte L1-Transposonen repliziert werden. Erste Indizien deuten darauf hin, dass die Zellen die Transposonen mit veränderten Methylierungssignalen aktiviert haben. Damit könnte das Team um Bedrosian einen Zusammenhang zwischen einem Umweltsignal und einer gezielten Umprogrammierung von genetischen Mechanismen gefunden haben.

Ob sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, ist unklar. Mäuse weisen in aller Regel eine erheblich größere Anzahl an aktiven L1-Transposonen im Gehirn auf. Zudem wissen Forscher noch nicht, welche Funktion die springenden Gene im Erbgut haben. Womöglich wird durch sie ein Mosaik von leicht unterschiedlichen Neuronen erreicht – was verschiedene Verhaltensmuster fördern könnte.

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  • Quelle
Science 359, S. 1395-1399, 2018
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