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Kommunikation: Verbale Allzweckwaffe

Manche Menschen halten Klatsch und Tratsch für boshaftes Geschwätz, andere sehen darin einen unterhaltsamen Zeitvertreib. Auch Psychologen gilt er als zweischneidiges Schwert: Er dient ebenso als sozialer Kitt wie zum Ausschalten von Rivalen.
Auf neutralem Terrain

"Liebe Teilnehmerin, stellen Sie sich vor, Sie sind Single und Ihre neue Nachbarin flirtet bei jeder Gelegenheit mit einem Mann aus Ihrer Straße, in den Sie seit geraumer Zeit heimlich verliebt sind. Würden Sie beim Kaffeeklatsch mit einer Freundin über die Nachbarin lästern?"
Mit diesem Szenario konfrontierten die So­zialpsychologin Karlijn Massar von der niederländischen Universität Maastricht und ihre ­Kollegen 83 Probandinnen zwischen 20 und 50 Jahren. Das erstaunliche Ergebnis der 2012 erscheinenden Studie: Frauen lästerten umso eher über eine Rivalin, je höher sie ihren eigenen "Marktwert" einschätzten, gemessen etwa daran, wie häufig ihnen Männer Komplimente machten. Ob sie Single oder in festen Händen waren, machte keinen Unterschied. Anders als das Klischee von Tratschtanten beim Kaffeeklatsch vielleicht vermuten lässt, zogen jüngere Probandinnen außerdem öfter vom Leder als ältere. Aber als die Forscher Frauen mit gleichem gefühltem "Marktwert" verglichen, spielte das Alter keine Rolle mehr. Die subjektive Anziehungskraft auf Männer verriet sogar mehr über ihre Klatschfreudigkeit als das Alter.
Ist Tratschen also ein charakterliches Defizit von Frauen, die sich für etwas Besseres halten? Oder doch nur ein harmloser, unterhaltsamer Zeitvertreib? ...

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Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

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  • Quellen

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Bloom, P.:Postscript to the Special Issue on Gossip. In: Review of General Psychology 8, S. 138-140, 2004

Coyne, S. M. et al.:Cruel Intentions on Television and in Real Life: Can Viewing Indirect Aggression Increase Viewers' Subsequent Indirect Aggression? In: Journal of Experimental Child Psychology 88, S. 234-53, 2004

Coyne, S. M. et al.:The Effects of Viewing Physical and Relational Aggression in the Media: Evidence for a Cross-Over Effect. In: Journal of Experimental Social Psychology 44, S. 1551-1554, 2008

Dunbar, R. I. M.:Gossip in Evolutionary Perspective. In: Review of General Psychology 8, S. 100-110, 2004

Fisher, M., Cox, A.:The Influence of Female Attractiveness on Competitor Derogation. In: Journal of Evolutionary Psychology 7, S. 141-155, 2009

Foster, E. K.:Research on Gossip: Taxonomy, Methods, and Future Directions. In: Review of General Psychology 8, S. 78-99, 2004

Massar, K. et al.:Age Differences in Women's Tendency to Gossip Are Mediated by their Mate Value. In: Personality and Individual Differences 52, S. 106-109, 2012

McAndrew, F. T., Milenkovic, M. A.:Of Tabloids and Family Secrets: The Evolutionary Psychology of Gossip. In: Journal of Applied Social Psychology 32, S. 1-20, 2002

Piazza, J., Bering, J. M.:Concerns About Reputation Via Gossip Promote Generous Allocations in an Economic Game. Evolution & Human Behavior, 6, 487-501, 2008

Rosen, L. H., Underwood, M. K.:Facial Attractiveness as a Moderator of the Association Between Social and Physical Aggression and Popularity in Adolescents. In: Journal of School Psychology 48, S. 313-333, 2010

Wert, S. R., Salovey, P.:A Social Comparison Account of Gossip. In: Review of General Psychology 8, S. 122-137, 2004

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