Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Vergeltung: Auge um Auge?

Racheakte gelten als verpöntes Relikt aus alten Tagen. Doch auch heute sind sie noch weit verbreitet. Warum ist das so – und können sie tatsächlich Gerechtigkeit schaffen?
Voodoopuppe

Kaum etwas beflügelt die menschliche Fantasie so sehr wie der Drang, eine widerfahrene Ungerechtigkeit zu vergelten. Rache ist so diabolisch wie kreativ – und erstaunlich weit verbreitet. Eine spontane Mini-Umfrage in meinem Bekanntenkreis offenbart, wozu auch freundliche und warmherzige Zeitgenossen mitunter fähig sind: Ein Nachbar gesteht, er habe heimlich Sand in den Tank des Hochzeitsautos eines Bräutigams gefüllt, nachdem dieser ihm zuvor übel mitgespielt hatte. Eine befreundete Kellnerin verrät, dass sie unfreundlichen Gästen schalen Wein vom Vortag serviert oder sie mit mickrigen Portionen abspeist. Und eine Kollegin berichtet, wie sie es einem früheren Stalker heimzahlte: mit selbst gemachtem Wassereis, zubereitet mit Urin statt Fruchtsaft. Fast jeder Befragte hatte seine eigene kleine Rachegeschichte auf Lager – vorgetragen mit einer Mischung aus Verlegenheit und heimlichem Stolz.

Bei Rache geht es darum, dem Verursacher eines (angeblich oder tatsächlich) erlittenen Unrechts gezielt zu schaden. Bereits im Tierreich ist das keine Seltenheit: Rhesusaffen greifen ihre Artgenossen an, wenn diese einen Futterfund vor ihrer Sippe verheimlichen. Löwen verfolgen und attackieren Schakale, die ihnen die Beute streitig machen…

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

Gehirn&Geist – Selbstüberschätzung: Wie Unwissenheit zu falschem Selbstvertrauen führt

Laut dem Dunning-Kruger-Effekt führt Unwissenheit zur Selbstüberschätzung, weil die Kompetenz fehlt, seine Grenzen zu erkennen. Andere Fachleute bezweifeln die psychologische Erklärung, manche halten den Effekt sogar für ein reines statistisches Artefakt. Ist dem wirklich so? Daneben geht David Dunning im Interview auf seine Studien über Selbstüberschätzung, Wunschdenken und leichtfertiges Vertrauen ein. Darüber hinaus erfahren Sie in dieser Ausgabe, wie künstliche Intelligenz die Analyse von Hirnaktivitäten auf ein neues Niveau hebt und damit neue Einblicke in die Funktionsweise des menschlichen Gehirns ermöglicht. Lähmungen oder Zittern ohne erkennbare Ursache galten lange als rätselhaft, doch langsam werden funktionelle Bewegungsstörungen immer besser verstanden und wirksame Therapien entwickelt. Im Rahmen der Serie »Die Sprache der Wale« stellen wir die komplexe Sprache der Delfine und Wale vor und wie diese mit künstlicher Intelligenz entschlüsselt wird. Zudem berichtet der Biologe Lars Chittka über seine Forschungen an Bienen und andere Insekten, die weitaus komplexere kognitive Fähigkeiten besitzen als bislang gedacht.

Spektrum - Die Woche – Wer inkompetent ist, überschätzt sich gern

Wer in Tübingen lebt, kommt kaum am Stocherkahn vorbei – charmant wie eine Gondel, aber mit Muskelkraft betrieben. Was einfach aussieht, entpuppt sich als schweißtreibend. Warum wir uns oft überschätzen und was der Dunning-Kruger-Effekt wirklich erklärt, lesen Sie in unserer Titelgeschichte.

  • Quellen

Carlsmith, K. M. et al.: The paradoxical consequences of revenge. Journal of Personality and Social Psychology, 95, 2008

Gollwitzer, M. et al.: What gives victims satisfaction when they seek revenge? European Journal of Social Psychology 41, 2010

Jackson, J. C. et al.: Revenge: A multilevel review and synthesis. Annual Review of Psychology 70, 2019

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.