Forscherporträt: Ernst Pernicka: "Vom Mond in die Bronzezeit"
Mit Verfahren der Kosmochemie hoben Naturwissenschaftler wie Ernst Pernicka
in den 1970er Jahren eine neue Wissenschaft aus der Taufe: die Archäometrie.
Heute gehört Pernicka nicht nur zu den weltweit führenden Archäometallurgen,
sondern leitet auch das internationale Grabungsteam in Troja.
Tief im Herzen der Rhein-Neckar-Metropole Mannheim
hat sich ein ungewöhnliches Biotop der deutschen Forschungslandschaft
entwickelt: die Reiss-Engelhorn-Museen.
Die Präsentation von Kulturgeschichte in der modernen
Architektur des Museums Weltkulturen bildet den öffentlichkeitswirksamen
Schwerpunkt der Aktivitäten. Archäologische
und historische Forschung finden in den Seitenstraßen
rund um den Glas- und Betonbau statt.Wer das 1811 eingeführte System der Mannheimer Quadrate
bewältigt hat, findet im zweiten Stock eines unscheinbaren
Altbaus
in D 6,3 das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie. Dort
surren und brummen modernste Massenspektrometer, Geräte
zur Neutronenaktivierungsanalyse,
Rasterelektronenmikroskope
und anderes mehr. Damit untersuchen Ernst Pernicka und
seine Mitarbeiter vor allem metallene Kostbarkeiten vergangener
Kulturen: Ist jene aztekische Goldmaske echt? Wie wurde
diese
Bronzestatue gegossen? Auch Textilien werden neuerdings
analysiert.Ganz anders die Situation gut 170 Kilometer neckaraufwärts:
Schloss Hohentübingen ist eine Welt der Geisteswissenschaftler.
Man studiert gewichtige Werke in den Bibliotheken, vergleicht
die präzisen Zeichnungen von Artefakten, forscht in Datenbanken
nach Informationen zu einem Pfeilspitzentyp, einer
griechischen Inschrift: Am höchsten Punkt der Tübinger Altstadt
residieren die Archäologen und Historiker der Universität. Die
Hälfte der Woche ist Ernst Pernicka dort zu finden – als Professor
für Archäometrie und Archäometallurgie. Außer in den Sommermonaten.
Denn von Juli bis August leitet Pernicka die Grabung
an einer der berühmtesten archäologischen Fundstätten
der Welt: Troja...
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