Direkt zum Inhalt

Vor 50 und vor 100 Jahren


1949

Unkrautbekämpfung mit Wuchsstoffen. In den letzten Jahren ist in Amerika ein Verfahren entwickelt worden, das Unkraut dadurch zu bekämpfen, indem man es zu völlig ungeordnetem, monströsem Wachstum veranlaßt, das ... mit Sterilität verbunden ist. ... Das bisher bestgelungene und wirksamste dieser Präparate, „2,4 D“, ist die 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure; sie wirkt hauptsächlich gegen „breitblättrige“ Pflanzen, die meisten Dikotylen, während die „schmalblättrigen“ Monokotylen, zu denen die Gräser, also auch die Getreidesorten gehören, zwar nicht ganz unempfindlich sind, aber immerhin bei richtig gewählter Konzentration der Spritzbrühe wenig geschädigt werden. (Kosmos, 45. Jg., Heft 8, S. 325).



Die Beschädigung von Raumschiffen durch Meteore. Nach statistischen Erhebungen, die in den USA durchgeführt wurden, ist die Gefahr einer Beschädigung von Raumschiffen durch Meteore, die deren Bahn kreuzen, äußerst gering. Deshalb genügt für Raumraketen eine Außenhaut aus Duraluminblech vollkommen. Während die kleinsten kosmischen Teilchen, mit deren Zusammenstoß jede Sekunde einmal gerechnet werden kann, nur winzige Kratzer und Schrammen verursachen, ist die Wahrscheinlichkeit des Zusammenstoßes mit den nächst größeren Teilchen, die imstande sind, eine Metallhaut von 1/5 mm Dicke zu durchlöchern (wobei die Löcher den Durchmesser einer Nadel hätten) so gering, daß sie nur einmal in 15 Jahren Flugzeit zu erwarten ist. Das Auftreten von Meteoren in der Größe eines Baseballs ist sehr selten und deshalb ganz zu vernachlässigen. (Die Umschau, 49 Jg., Heft 15, S. 476).



Übertragung von Operationen. Die erste ortsfeste Fernsehanlage der Welt zur Übertragung von Operationen wurde im Londoner St. Guy’s Hospital eingebaut. Diese bedeutungsvolle Neuerung im chirurgischen Unterricht ermöglicht es den Medizin-Studenten, moderne Operationen in ihren kleinsten Einzelheiten und von einem bisher unzugänglichen Beobachtungsplatz aus – unmittelbar über den Händen des Chirurgen – zu beobachten. Die Studenten haben es nicht mehr nötig, sich um den Operationstisch zu drängen. Filme, die mit Hilfe der neuen Anlage hergestellt werden, machen es den Ärzten in den entlegensten Teilen der Welt möglich, den Händen der größten Chirurgen bei ihrer Arbeit zuzusehen und so ihre eigenen Fertigkeiten zum Segen der Menschheit zu vergrößern. ... Die C.P.S. Emiton-Kamera ... weicht in auffallender Weise von den Konstruktionen üblicher Bauart ab. Hinsichtlich der Linsenauswahl und Schärfeneinstellung ist sie ferngesteuert, und sie ist gegenüber Farbenänderungen am roten Ende des Spektrums hochempfindlich. (Naturwissenschaftliche Rundschau, 2. Jg., Heft 8, S. 374).



Die tiefsten Temperaturen. Aus dem bekannten Kältelaboratorium des Kamerlingh Onnes Instituts in Leyden (Holland) sind jetzt interessante Mitteilungen hervorgegangen, wonach die bisher tiefsten Temperaturen von weniger als dreitausendstel Grad oberhalb des absoluten Termperaturnullpunktes (gleich –273 Grad Celsius) erreicht worden sind. ... Sie werden durch adiabatische Entmagnetisierung von Chrom-Kalium-Alaun erhalten. (Die Umschau, 49. Jg., Heft 16, S. 506).

1899

Die neue Edisonsche Glühlampe. Am 6. Juni erhielt Edison ein Patent für „einen verbesserten Glühfaden von hohem Widerstand zur Benutzung von hochgespannten Strömen“. Während bei den bisher üblichen Glühlampen die Lichtquelle ein für Elektrizität leitender Kohlefaden ist, benutzt Edison ein Gemisch von Oxyden seltener Erden, ähnlich wie sie beim Auerglühlicht zur Verwendung kommen. Da diese Oxyde jedoch an sich nicht leitend sind, vermischt er sie mit feinen Kohlepartikelchen. Im Prinzip unterscheidet sich die Edisonsche Erfindung nicht sehr wesentlich von der beschriebenen Auerschen elektrischen Glühlampe. Welches von den beiden Systemen das praktischere sein wird, dürfte erst die Zukunft lehren. (Die Umschau, III. Jg., No. 33, 12. Aug. 1899, S. 655).



Gotthard-Tunnel-Lüftung mittels des Saccardo’schen Systems. Es ist nunmehr im letzten Jahre für den St. Gotthard-Tunnel eine von dem italienischen Ingenieur Marco Saccardo erfundene und zuerst an dem Tunnel bei Pracchia in der Linie Pistoja-Bologna erprobte Lüftungs-Einrichtung getroffen worden, die sich bestens zu bewähren scheint. Das Saccar-do’sche System beruht darauf, dass durch Ventilatoren von dem einen Portal aus Luft in eine das ganze Tunnelprofil umgebende Kammer eingeblasen wird, die aus dieser durch eine ringförmige schmale Oeffnung in die Tunnelröhre tritt und nunmehr die in dieser vorhandene Luft nach der entgegen gesetzten Oeffnung mit sich fort reisst. Die von dem Erfinder selbst hergestellte Anlage am Gotthard-Tunnel ... bedient sich zweier Ser’scher Ventilatoren von 40 cm Flügelbreite und 5 m Durchmesser, die vorläufig durch eine unter einem Schuppen aufgestellte Lokomotive in Bewegung gesetzt werden. (Deutsche Bauzeitung, 23. Jg., No. 62, 5. August 1899, S. 395).



Der nordamerikanische „Argonaut“. Die Abbildung mit einem Längsschnitt durch das Tauchboot verdeutlicht seine Einrichtung. Es ist durch dieselbe befähigt, sowohl auf der Wasseroberfläche mittels einer gewöhnlichen Schiffsschraube zu manöverieren, als auch auf dem Meeresgrunde sich durch Räder fortzubewegen. Im ersteren Falle steuert es der Schiffsführer vom Oberdeck aus, im letzteren Falle in dem kleinen Einsteigetürmchen, das deshalb ringsherum mit Fenstern versehen ist. Die augenähnlichen Fenster des Buges dienen zur Ableuchtung und Untersuchung des Bodens, und eine Fallthür ermöglicht das Verlassen des Schiffes mit Taucheranzügen, während die nötige frische Luft mit Hilfe eines kleinen Handgebläses durch ein langes, bis zur Wasseroberfläche reichendes Rohr zugeführt wird. Dasselbe mündet vorne auf dem Oberdeck ein und trägt an seinem Fusse einen Ladebaum, während das von hinten kommende Auspuffrohr des Gasolinmotors sich mit ihm oben zu einem Maste vereinigt, an welchem die rote Taucherflagge weht und den Standort des untergetauchten Bootes anzeigt. (Die Umschau, III. Jg., No. 33, 12. Aug. 1899, S. 652–653).


Aus: Spektrum der Wissenschaft 8 / 1999, Seite 69
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.