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Vor 50 und vor 100 Jahren


1949

Planck-Medaille an Otto Hahn und Lise Meitner. Auf der Physikertagung in Bonn wurde am 23. September im Beisein des Bundespräsidenten Prof. Dr. Th. Heuss die Max-Planck-Medaille an Prof. O. Hahn und Prof. Dr. L. Meitner in feierlicher Form überreicht. (Physikalische Blätter, 5. Jg., Heft 10, 1949, S. 471)

Neuer Elektrokardiograf. Der Ephyge-Elektrokardiograf stellt eine Neuentwicklung auf dem Gebiet der elektromedizinischen Geräte dar: mit nur einer Braunschen Röhre wird die Herzkurve sichtbar auf dem Bildschirm dargestellt und nach Betätigung einer Spiegelklappe die Fixierung auf einem Papierfilm ermöglicht. ... Bei rhythmischer bzw. nicht ausgesprochen arhythmischer Herztätigkeit läßt sich auf dem Bildschirm ein stehendes Bild der Herzkurve erzeugen. Schwerere Herzschäden sind dabei ohne Schwierigkeiten zu erkennen. Der Einfluß von Medikamenten (Injektionen) läßt sich unmittelbar am Kurvenbild ablesen. Die Beobachtung der Herztätigkeit kann beliebig lange ausgedehnt werden. (Funkschau, 21. Jg., Nr. 13, S. 202, Oktober 1949)

Archäologische Datierung durch radioaktiven Kohlenstoff. Nachdem durch Versuche mit Methangas aus den Kläranlagen von Baltimore die theoretische Annahme bestätigt worden war, daß die durch kosmische Strahlung enstehenden Neutronen mit atmosphärischem Stickstoff radioaktiven Kohlenstoff erzeugen, war es klar, daß sich dieser weit verteilt in allen Organismen finden würde. Da nun aber zum Beispiel totes Holz, nachdem es aus dem Lebenskreislauf genommen ist, mit den Jahrtausenden in gleichmäßiger Ausstrahlung seinen radioaktiven Kohlenstoff verliert, kann die neue Entdeckung bereits zu praktischer Verwendung gebracht werden. Man ist in der Lage, damit das Alter von archäologischen Fundstücken zu messen. Versuche mit Holzstücken aus ägyptischen Gräbern, deren Alter von 4600 Jahren bekannt war, haben die Anwendbarkeit der Datierungsmethode bestätigt. (Die Umschau, 49. Jg., Heft 19, 1. Oktober 1949, S. 594)

Vorbeugung gegen Seekrankheit gefunden. Über ein Vorbeugungsmittel gegen das Auftreten von Seekrankheit berichten die amerikanischen Forscher Leslie, Gay und Carliner. Bei Untersuchungen der Wirkung der chemischen Verbindung Dramanine auf bestimmte allergische Erscheinungen machten diese Forscher die unerwartete Beobachtung, daß das Dramanine ... auch ein gutes Vorbeugungsmittel gegen Seekrankheit darstellt. Die überraschende Beobachtung wurde an 1376 Soldaten, die sich an Bord des Truppentransporters „General Ballom“, eines Schiffes, das infolge seiner Bauart bei stärkerem Seegang besonders heftig schlingerte, befanden, überprüft und bestätigt. Damit ist in dem Dramanine ein Vorbeugungsmittel gegen Seekrankheit geschaffen worden. (Orion, 4. Jg., Nr. 20, Oktober 1949, S. 786)

Neue Vormenschfunde in Südafrika. Etwa im April fand der Assistent von Dr. Broom, Mr. John T. Robinson, bei Swartkrans einen ziemlich vollständigen Unterkiefer mit fast allen Zähnen. Hier handelt es sich um ein Stück, das an Größe den Heidelberger Unterkiefer wesentlich übertrifft und dessen Backenzähne auch wieder sehr groß sind, während die Schneide- und Eckzähne bemerkenswert klein erscheinen. Weiterhin zeigt dieser Kiefer das Rudiment eines Kinns: der Unterkieferast ist groß und hoch. Außerdem fand Mr. Robinson noch einen Gesichtsschädel, der so vollständig ist, daß er als ziemlich orthognath (mit rechtwinkeligem Gesichtsschädel) bezeichnet wird. (Kosmos, 45. Jg., Heft 10, S. 403, Oktober 1949)

1899

Ueber den Tod durch Gleichstrom geben die Professoren Prevost und Battelli die Resultate einer Reihe von Versuchen an Hunden ... bekannt. Der von ihnen angewandte Gleichstrom diente zur allgemeinen Stromverteilung in Genf mit einer Spannung von 550 Volt. In seinen generellen Zügen tritt der Mechanismus des Todes gerade wie bei hochgespanntem Wechselstrom ein; doch fanden sich einige Unterschiede. Beim Hunde erfolgt er durch Lähmung bereits bei verhältnismässig niedriger Spannung (50 bis 70 Volt), wobei die Atmung noch einige Minuten anhält. Die Anwendung der künstlichen Atmung ist in diesem Fall vergeblich. Bei 550 Volt bleibt das Herz mit einem einfachen Ruck – offen oder geschlossen – stehen. (Elektrochemische Zeitschrift, VI. Jg., Heft 7, 1. Oktober 1899, S. 154)

Telephonie mit Wärme. Wird durch Schallwellen das Mikrophon in Schwingungen versetzt, so wird der Strom im Nebenschluss Schwankungen unterworfen sein, die sich direkt auf den Hauptstromkreis übertragen und dadurch den Lichtbogen zwischen den Kohlenstäben beeinflussen. Die von denselben ausgehenden Lichtstrahlen werden durch den Hohlspiegel parallel gemacht und auf einen als Empfänger dienenden zweiten Hohlspiegel geworfen, in dessen Brennpunkt eine kleine Glaskugel angeordnet ist, die mit Kohlenfäden angefüllt ist. Mittels biegsamer Schläuche, welche durch den Reflektor hindurchgeführt sind, und der von den Phonographen her bekannten Mundstücke kann man die Verbindung mit dem Ohr herstellen. Die Schwankungen in der Temperatur der Kohlenfäden, die in der Glaskugel enthalten sind, welche durch die Schwankungen der auf sie fallenden Wärmestrahlen hervorgebracht werden, verursachen Schwankungen in der Luftmenge, welche in der Kugel enthalten ist, und machen sich dadurch dem Ohr als Schall bemerkbar. (Der Mechaniker, 7. Jg., Nr. 20, 20. Oktober 1899, S. 236)

Photographie des Magens. Die von Dr. Fritz Lange gemachte Konstruktion ... besteht aus einem kleinen Glühlicht, verbunden mit einer Camera, die der Patient verschlucken muss. In der Camera befindet sich eine Filmrolle von ca. 50 cm Länge und 0,6 cm Breite, die an einem Strang befestigt ist. Der Strang ebenso wie die beiden Drähte zur Erhitzung des Glühlichtes werden ebenfalls mit verschluckt. Die Aufnahme erfolgt in der Weise, dass der Arzt das Licht für kurze Zeit zum Glühen bringt, bis die Aufnahme erfolgt ist, dann dreht er wieder aus, wendet die Camera gegen eine andere Stelle des Magens, zieht den Film am Strang ein Stück in die Höhe, entzündet wieder das Licht und wiederholt dies so oft, als es ihm erforderlich scheint. (Die Umschau, III. Jg., Nr. 41, 7. Oktober 1899, S. 834)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 1999, Seite 9
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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