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Vor 50 und vor 100 Jahren


1950



Eine Sphinxallee in Theben ausgegraben.
Zu Beginn dieses Jahres wurde beim Luxortempel Thebens, der alten Pharaonenhauptstadt am Mittellauf des Nils, unter einem römischen Pflaster der Rest einer Prozessionsstraße aufgedeckt, die von Sphinxen flankiert ist. Bisher konnten 4 Sphinxe freigelegt werden. Zwei von ihnen sind heute kopflos; die beiden anderen dagegen tragen noch die Porträtköpfe des Erbauers der Straße, der sich in einer Sockelinschrift selbst nennt: Nektanebis I, Schope-Ka-Re-Nechtnebef, der 361 v. Chr. starb, also einer der letzten Pharaonen vor der Eroberung Ägyptens durch Alexander d. Gr. Die Plastiken sind relativ klein (2,70 m lang) aus Sandstein gearbeitet. Der weitere Inhalt der Inschrift läßt darauf schließen, daß Nektanebis I. die Straße für den Prozessionsumzug der Amonstatue zwischen den Tempeln von Karnak und Luxor neu anlegen ließ. (Die Umschau, 50. Jg., Heft 1, 1. Januar 1950, S. 36)

Eisen im Interstellarraum?
Zur Erklärung dieser Beobachtungen, daß das Licht der Milchstraße polarisiert ist, nehmen Lyman Spitzer und John W. Tukey, die Astronomen an der Princeton Universität sind, an, daß der interstellare Raum zum Teil mit feinen magnetischen Eisennädelchen erfüllt ist, welche die Polarisation des Lichtes verursachen sollen. Zwei holländische Astronomen, Jan Hendrik Oort und H. C. van de Hulst entwickelten eine Theorie, welche die Entstehung dieser Teilchen zu erklären vermag. Der berühmte Kernphysiker Enrico Fermi deutet die Polarisation des Lichtes der Sterne der Milchstraße ebenfalls als Wirkung starker interstellarer Magnetfelder, für deren Entstehung er allerdings keine Ursache angibt. Ferner weist Fermi darauf hin, daß diese Magnetfelder eine Rolle bei der Entstehung der kosmischen Strahlung spielen könnten. (Orion, 5. Jg., Nr. 2, 2. Januarheft 1950, S. 39)

Neues Mittel gegen Tuberkulose.
Unter Leitung von Prof. Domagk, dem Schöpfer der Sulfonamide, haben die Bayer-Forschungsstätten in Leverkusen jetzt ein neues Mittel gegen Tuberkulose entwickelt, das überraschende Erfolge erzielte. ... Es trägt den Namen TB I 69 B. Conteben. ... Es hat Tablettenform und soll bei allen organischen Tuberkulosen ansprechen. Eine Beurteilung seiner Wirkung bei tuberkulösen Knochenprozessen ist allerdings noch nicht möglich. (Universitas, 5. Jg., Heft 1, 1950, S. 116)

Verkaufsförderung mit Duft.
Die Verwendung von Duftstoffen zur Verbesserung des Geruchs von Waren aller Art (Textilien, Kunststoffe, Anstrichfarben, Papier, Verpackungsmaterial, Reklameartikel) macht Fortschritte. Man hat die Erfahrung gemacht, daß die winzigsten Duftspuren, die in irgendeiner Weise Assoziationen auslösen, sehr absatzfördernd wirken. (Chemiker-Zeitung. 74. Jg., Nr. 3, 19. Januar 1950, S. 51)

1900



Das Weihwasser der katholischen Kirchen
ist von Professor Abba in Turin einer bakteriologischen Untersuchung unterworfen worden, deren Ergebnis die schlimmsten Befürchtungen über die gesundheitsschädlichen Eigenschaften des Inhalts dieser selten gereinigten Behälter übertroffen hat. ... Nach der Rivista d’Igiene näherte sich der Bazillengehalt von einigen Becken dem der unreinsten Abwässer und war in allen sehr gross: einzelne enthielten Tuberkulosebazillen, und Vincenzi fand in dem Weihwasser einer Kirche von Sassari sogar den Diphtheriebazillus. Ausser einer regelmässigen Reinigung der Becken und Sprengwedel sei eine Hinzufügung von 0,5 Prozent Quecksilbersublimat oder von 2 Prozent Salicylsäure zu verlangen. Bisher fügte man dem Wasser nur etwas Kochsalz hinzu. (Die Umschau, IV. Jg., Nr. 1, 1. Januar 1900, S. 77)

Rätselhafte Becquerelstrahlen.
Eine sehr merkwürdige Eigenschaft ist die, dass kleinste Mengen dieser "radiumhaltigen" Salze aus Uranerz, nach Professor Elsters Versuchen, trockene atmosphärische Luft sofort elektricitätsleitend machen. In Räumen, wo sich solche Salze vorfinden, gehört deshalb eine dauernde elektrische Ladung irgend welcher Art zur Unmöglichkeit, die geäusserte Wirkung ist so stark, dass sie sich sogar über mehrere Räume erstrecken kann. Das Rätselhafteste ist, dass diese neuen Strahlen ohne jegliche Anwendung künstlicher Mittel, ohne elektrische Einwirkung entstehen, dass sie vielmehr scheinbar unerschöpflich den sie abgebenden Substanzen entströmen. Wir stehen hier wieder vor einem neuen, grossen wissenschaftlichen Rätsel, vor der Frage über den Ursprung der in diesen Strahlungen sich offenbarenden Energie. Hoffentlich wird auch da die Zukunft, wie bei den übrigen physikalischen Erscheinungen, die strenge Gültigkeit des Gesetzes von der Erhaltung der Energie bestätigen. (Schweizerische Bauzeitung, Bd. 35, Nr. 3, 20. Januar 1900, S. 34)

Die Röntgen-Strahlen im Dienste der Kunst.
Bei Durchleuchtung eines in Regensburg befindlichen Gemäldes, welches man bisher ohne beweisende Documente als echten Dürer verehrte, ist das kleine Monogramm Dürer’s deutlich zu Tage getreten. Dabei wurde zugleich ein Irrthum in der Jahreszahl richtig gestellt. Während bisher die Zahl 1521 als Entstehungsjahr des Bildes angenommen worden war, zeigt sich auf dem durch die Strahlen hervorgezauberten Bilde deutlich die Jahreszahl 1524. Das Bild ist von Dürer auf ein seidenes Tüchlein gemalt und auf eine 2 Centimeter starke Eichenholzplatte aufgezogen. (Der Stein der Weisen, 23. Bd, 1900, S. 56)

Römischer Schienenpanzer entdeckt.
Die neuesten Ausgrabungen in Carnuntum haben u.a. ein grosses Militärmagazin zu Tage gefördert, welches zum Teil zur Aufbewahrung von Waffen, zum anderen zur Aufspeicherung von Zerealien gedient hat. ... Die Auffindung zahlreicher Magazinsstücke des Schienenpanzers ist als erste thatsächliche Bestätigung eines Waffenstückes zu betrachten, das bisher lediglich aus Darstellungen auf der Trajans- und auf der Marc Aurelssäule in Rom bekannt war und nun die technische Feststellung aller Einzelheiten ermöglicht, welche den bisherigen Forschern dunkel oder fragwürdig erschienen. (Die Umschau, IV. Jg., Nr. 1, 1. Januar 1900, S. 77)


Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 2000, Seite 99
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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